Dieses Bild wurde 1975 aufgenommen und im Dez. 2023 von Peter Voß für die Beringstedter Chronik zur Verfügung gestellt.

 

Haus Peter Voß Am Bahnhof 1975

 

Links wohnte Herm. Horns, rechts Otto Brinkmann.

Herm. Horns baute später ein Haus im Birkenweg.

 

Baujahr 1908

Gebaut von der damals zuständigen staatlichen Eisenbahngesellschaft, die hier zwei Dienstwohnungen für Unterbeamte baute.

Wer die ersten Bewohner waren ist nicht mehr bekannt.

Im Juni 1975 stand das Gebäude zum Verkauf und im Oktober 1975 ging es dann über in den Besitz von

Ernst Karl Otto Brinkmann        Er ist verheiratet mit Luise.

                Tochter Liselotte wurde 1934 geboren.

Otto Brinkmann wurde 1912 als Sohn des Lokomotivheizers August Brinkmann in Labes (Pommern) geboren. Mit 14 Jahren begann er zunächst für 3 Jahre das Bäckerhandwerk zu erlernen und übte diesen Beruf dann 5 Jahre als Geselle aus. Anschließend arbeitete er dann noch 2 Jahre in einer Konditorei. Sein Interesse Eisenbahner zu werden wuchs jedoch mit der Zeit und so bewarb er sich 1937 bei dem Leiter des Bauzuges 1 in Stettin. Er wurde dann zum Weichenwärterdienst ausgebildet und vom Bahnhof Labes übernommen. Hier arbeitete er als Hilfsrangierführer und Hilfsweichen-wärter und besuchte die Eisenbahnfachschule in Stettin, wo er seinen Abschluss als Reichsbahn-betriebswart machte. 1944 zog man ihn zum Wehrdienst ein, den er in Norwegen verbrachte. Als er im Sept. 1945 entlassen und nach Bremerhaven verschifft wurde, kam er für 3 Jahre in französische Gefangenschaft, veranlaßt von den Amerikanern. 1948 traf er dann bei seiner Familie in Neumünster ein und schrieb ein Gesuch an die Reichsbahn, Direktion Hamburg-Altona, zwecks Wiedereinstellung. Und so arbeitete er dann in der Rotte bei der Bahnmeisterei in Neumünster und anschließend im Schrankenwärterdienst. Im September 1950 wurde er dann an den Bahnhof Beringstedt versetzt, wo er seinen Dienst als Bundesbahnbetriebswart versah.

Otto Brinkmann in seiner Dienstuniform.   Otto Brinkmann in Bahn Uniform 1968

Dieses Bild wurde ebenfalls von seinem Enkel P. Voß zur Verfügung gestellt.

  

1994    übernahm Peter Voß das Haus seines Großvaters.

 

       

Das Haus hat eine Einliegerwohnung, die vermietet wird. Mieter sind/waren:

                Hella und Harry Altenburg

               Harry und Hella Altenburg   Dieses Bild zeigt das Ehepaar Altenburg vor ihrem Brötchenladen. Es wurde in einem Zeitungsartikel veröffentlicht.

                Hella hat viele Jahre lang den Kiosk am Beringstedter Freibad bewirtschaftet und auch die Eintrittskarten verkauft, die die Gemeinde ihr in Vertretung zur Verfügung stellte. Dabei wurde sie von ihrem Mann Harry unterstützt. Dann hatte sie einen kleinen Brot- und Brötchenladen, der sich hinter dem heutigen Döner-Palast befand. Hier konnte man auch einige Lebensmittel erwerben, was für die älteren Bürger sehr hilfreich war, die kein Auto oder Führerschein besaßen. Das leckere Brot wurde von Bäcker Feldhusen aus Gokels geliefert. Bevor sie im Haus `Am Bahnhof 6´ zur Miete wohnten, hatten sie ein Mietverhältnis im Haus `Mückenhörn 7´ (einst Dora Lütje, dann Frank Illing „Eggert“ genannt, abgerissen).

 

 

...

 

Nachtwächter in Beringstedt waren:

...wer zuvor diesen Dienst ausübte, müßte noch weiter recherchiert werden. Die folgenden Informationen stammen aus der ersten Schulchronik:

 

1905             Jasper Peters                           Er war bis 1888 der Dorf-Schäfer in Beringstedt und später u. A. auch NachtwächterSiehe hierzu: Beringstedter Original: Der letzte Gemeindeschäfer.

                                                     Er wohnte zeitweise in der Friedenstraße 1 (beim Altenteiler Claus Ott, später dann bei Familie Martens, In de Marsch 3. Dort hatte er seinen verbrieften Altersruhesitz, er starb im Dez. 1924).

     Anmerkung: Gemäß einem Eintrag in der ersten Schulchronik im Jahr 1919, erhält der Nachtwächter jährlich 547,50 Mark.

 

1920             Hans Voß                                  Er wohnte im Haus `Alte Dorfstraße 8´ zur Miete.

                                                                            Er mußte dann umziehen, weil ein neuer Besitzer das Haus zum Eigenbedarf kaufte. Wohin er zog wird nicht erwähnt.

                     Hinrich Voß                              Seegen

1923    Oktober:        In Beringstedt wurde ein Nachtschutz, bestehend aus 55 Mitgliedern, gebildet. Vom 1. November ab sollen in jeder Nacht 4 Mann Wache halten, je 2 in der ersten Nachthälfte, je 2 in der zweiten. Vorsitzender des Nachtschutzes ist Gärtner Lamprecht.

1929             Johann Hansen                       Heckenweg 1                   (die Familie wohnte zuvor als Mieter bei Sievers  `Im Eck´, das Haus brannte ab)

                     Hinrich Hartig                          Alte Dorfstraße 20              Er war der letzte Nachtwächter in B.

 

Eintrag in der Dorf- und Schulchronik im März 1933:  Die NSDAP hat in Beringstedt eine Nachtwache eingerichtet. Es beteiligen sich auch, außer der SA Mitglieder, im Ganzen 40 Mann.

 

Diese Liste erhebt keinen Anspruch auf Vollständigkeit.

 

 

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Steinbergstr. 7                                        Baujahr 1952

Spar und Darlehenskasse Jürß

Im Dachgeschoß befand sich das Amt Beringstedt.

 

Vorgeschichte:

Bereits seit 1887 gibt es in Beringstedt eine Spar- und Darlehenskasse. Es ist jedoch nicht bekannt in welchem Haus diese war.

Die erste Erwähnung eines Sparkassenrendanten steht in der Dorf- und Schulchronik 1929:

Am 1.5.1929 übernahm Sparkassenrendant Joh. Ehlers die Postagentur.

 

Demnach war Herr Joh. Ehlers zuvor Sparkassenrendant in Beringstedt. Sicherlich gab es vor ihm noch andere!

 

In den alten Unterlagen der Familie fand Ingrid Martens (2020) diese alten Rechnungsbücher, in denen der Zahlungsverkehr über die Spar- und Darlehenskasse abgerechnet wurde. Es stammt aus dem Jahr 1925 

 für website Sparkassenbuch Martens

 

 

Auf der außerordentlichen Mitgliederversammlung der Spar- und Darlehenskasse am 22.11.1951 stand die Rendantenwahl auf der Tagesordnung. Die Versammlung entschied sich für Herbert Jürß aus Rendsburg.

Zuvor hatte Hans Greve (Schmied. Vater vom späteren Bürgermeister Hermann Greve, Steinbergstr. 18) die Kasse 13 Jahre lang in seinem Haus geführt. Steinbergstr. 16

Am 1. Februar 1952 verlegte die Spar- und Darlehenskasse ihren Geschäftsraum für kurze Zeit in das Haus von Eduard Voß, Steinbergstraße 8.

Der erste Spatenstich für ein neues Gebäude (siehe Bild oben) wurde am 14. Juni 1952 gemacht.

So berichtet der Dorflehrer Hellmut Wächtler in der zu dieser Zeit von ihm geführten Dorf- und Schulchronik.

Am 1. Juli war die Grundsteinlegung. An diesem Tage mußte auch Lehrer Wächtler mit Ausschachten. Auf der Baustelle waren außerdem: Herr Prütz, Koschke und Krey (Maurer), Claus Trede, Rühmann. Herr Struck war Vorarbeiter. Am 14.7. mußte Wächtler den 2. Tag abarbeiten (Gemeinschaftsarbeit).

Am 23. August 1952 war Richtfest der Sparkasse. In den 55 Jahren ihres Bestehens hat sich die Spar- und Darlehenskasse stetig aufwärts entwickelt.

Am 1.12.1952 wurde das Spar- und Darlehenskassen-Gebäude bezogen.

Auch das Amt Beringstedt mit Kasse, Wohnungs-, Fürsorge- und Ordnungsamt hat hier einen Raum im 1. Stock eingerichtet. Zuvor befand sich die Amtsstube im Nebenhaus Thöm, Stein-bergstraße 9.

Am 26.1.1953 war Hauptversammlung der Spar- und Darlehenskasse. Der Haushalt im vergangenen Jahr hatte sich von 3 400 000 auf 5 390 000 Mark, also um 54% erhöht.

Anni Greve (Tochter von Hans Greve, Steinbergstraße 16) arbeitete eine Zeit lang bei der Spar- und Darlehenskasse unter der Leitung von Herbert Jürß. Zuvor hatte die Spar- u. Darlehenskasse, wie bereits erwähnt, im Haus ihres Vaters (Steinbergstraße 16, siehe oben) ihren Sitz in Beringstedt.

1970  wird ein neues Gebäude eingeweiht. (Siehe Saar 54)

 1970 das neue Gebäude der Spar und Darlehenskasse Saar 54 für website

 

Das Haus in der Steinbergstraße 7 ging daraufhin in den Besitz von Herbert Jürß über.

   Zeitungsartikel LZ am 10.02.1987 

    Herbert Jürß 1987 Februar für website

Nach dem Tod von Herbert Jürß, 2 Tage vor seinem 90. Geburtstag, wird das Haus von den Erben an die neuen Besitzer verkauft.

Diese sanieren das komplette Haus neu. Es werden neue Fenster und eine neue Haustür eingebaut und auch innen wird alles erneuert. Anschließend lassen sie 2020 das Dach neu eindecken. Dabei kommen zwischen den Sparren und Kanthölzern die alten Unterlagen der Baugenehmigung von der Beringstedter Meierei-Genossenschaft aus dem Jahr 1887 zutage. Wie bereits erwähnt, war im Dachgeschoß des Hauses einst das Amt Beringstedt untergebracht und hatte hier seine Räume. Wie die alten Unterlagen jedoch zwischen die Dachhölzer gerieten ist nicht bekannt. Vor 1952 war das Amt im Haus des Amtsvorstehers Thöm, Steinbergstr. 9.

Als die Amtsverwaltung dann von Beringstedt nach Amt-Hohenwestedt-Land (Am Bahnhof) verlagert wurde, baute man im DG eine Wohnung aus, die dann stets vermietet wurde:

z.B. an den ehemaligen Dorflehrer Herrn Roske und an Frau Helmi Schößler uvm.

 

2023      steht das Haus zum Verkauf.

 

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Abgeschrieben aus der ersten Schulchronik  1884 - 1929   und übersetzt aus der alten deutschen Schrift (Sütterlin)

 

1926                  Die neue Chaussee Beringstedt – Puls 

Angeregt wurde der Bau von der Gemeinde Puls. Die Einigung der beiden beteiligten Gemeinden erfolgte am 16. April 1923, so daß Puls den Teil des Beringstedter Weges ausbaut von der Grenzscheide bis 100 m vor der Mühlenbachbrücke. Den Plan herzustellen übernimmt die Gemeinde Puls jedoch bis zur bis zur Brücke des Mühlenbaches. Wenn die Chaussee fertig gestellt ist, hat die Gemeinde Beringstedt jedoch die Unterhaltung ihrer ganzen Wegstrecke zu übernehmen.

Der Versuch die Chaussee gleich bis Schenefeld durchzubauen, scheiterte, obwohl in der gemeinsamen Sitzung der Gemeinden Schenefeld, Oldenborstel, Puls u. Beringstedt eine Einigung erzielt worden war. (Der Ausbau sollte vorbehaltlich der gesetzlichen Zuschüsse von Kreis u. Provinz erfolgen). Der genaue Grund des Scheiterns ist mir nicht bekannt.

Angebote betr. Ausbau der Chaussee Beringstedt – Puls gingen ein von Detlefs – Wilster für 96 551 Mark und Kock – Schenefeld für 52 158 Mark.

Mit Kock wurde am 1. Dez. 1925 der Vertrag abgeschlossen. Er mußte eine Kaution von 3 000 Mark stellen.

Die Arbeiten begannen im Dez. 1925. Sie wurden beendet zum 1. Okt. 1926

Die Länge der Beringstedter Wegstrecke beträgt 1,240 km, die Pulser 1,105 km. Planungsbreite 8 m, Steinschlagbreite bzw. Grandbahn 3,5 m, Stärke der Packlage 10 cm, breite der Packlage 9 m. Gesamtlänge der Chaussee 2,3 km. Zu transportieren waren 10 400 cbm Erde.

Die Abnahme der Chaussee erfolgte am 23. Oktober 1926 in Gegenwart des Herrn Baurates Stelzer.

 

Während der Bauarbeiten kam es zu folgenden Funden:

31.3.     Durch die Abtragung der Erdmassen zur Planierung der Chaussee Beringstedt – Puls, wurde auf dem Fohrsberg ein Teil eines heidnischen Opferplatzes aus der Steinzeit, ferner Teile eines Grabes aus der Bronzezeit und Schmelzgruben zur Anfertigung von Waffen aus der Eisenzeit bloßgelegt. Es wurden 11 Opfergruben festgestellt, ohne jegliche Spuren von Holzkohle mit stark verbrannten Steinen. In der Grube Nr. 8 wurde in der Asche ein starker Tierknochen gefunden. Ferner wurde ein Bronzegrab, welches früher bereits aufgedeckt war, als Häuptlingsgrab bestimmt. Damals fand man einen Dolch mit goldenem Griff und später das Sattelzeug des Pferdes mit Birkenreisigspuren verdeckt. Hier wurden jetzt noch zwei alte zerdrückte Urnen mit Knochenresten gefunden. In der einen Urne lag oben auf noch ein Teil eines Haaramuletts oder Haarringes mit kleinen Haken. Ein Teil war bereits bei den Erdarbeiten zerstört. Ferner wurde noch eine Kleine Steinsetzung gefunden mit zerdrückten Knochenresten, jedenfalls vom Grunde des Häuptlings herrührend. Weiter südlich wurden noch 9 Brandgruben gefunden aus der Eisenzeit, teils mit Asche, Holzkohle und Eisenschlacken, sowie ungeschmolzenen Raseneisenstein, wie er hier noch gefunden wird, angefüllt. In der letzten Grube wurde ein Bruchstück vom Eisenschmelztiegel gefunden, ferner noch eine Urne aus der Eisenzeit, ohne Knochenreste, mit etwas Holzkohle                            gez. Jürgen Hadenfeldt

21. 4.    Durch besonderes Entgegenkommen des Bauunternehmer Kock – Schenefeld und der gesamten Arbeiterschaft, ist es möglich gewesen unmittelbar in der Sache des alt-heidnischen Opferplatzes in südlicher und westlicher Richtung, 4 Brandgruben mit Asche und Holzkohle, sowie 3 Brandgruben ohne Holzkohle mit starkverbrannter Asche, sogenannte Opfergruben, festzustellen. Bei den ersten vier Brandgruben (jedenfalls Herdstellen) wurde ein aus einem bearbeiteten Tierknochen hergestellter 20 cm langer spitzer Pfriem zum Nähen von Tierfellen und Schuhzeug oder Sandalen gefunden. Sämtliche Funde stammen aus der Steinzeit. Ferner wurde ein ca. 1,90 m langer und 90 cm breiter Stein, auf dem Asche und Brandspuren waren, ca. 4 m von der ersten Opfergrube entfernt gefunden. Der Stein hatte ungefähr die Größe der vorhandenen Opfersteine, nur die Blutschalen fehlen. Es erscheint nicht ausgeschlossen, daß hier vielleicht Tieropfer dargebracht wurden.                 gez. Jürgen Hadenfeldt

4. Mai   Nachdem nunmehr die Planierungsarbeiten am Chausseebau Beringstedt – Puls größtenteils beendigt sind, haben die Ausgrabungen bei den altheidnischen Opferstellen ihren Abschluß gefunden. In der letzten Woche sind nochmals 7 Opfergruben, teils mit Holzkohle und Asche, zutage gefördert worden. In einer bereits vorher gefundenen Brandgruben wurde in reinem weißen Sand verschüttete Stäbe in der Stärke eines Handstockes vorgefunden, ohne Rinde. Diese Stäbe haben jedenfalls zum Reiben beim Feueranmachen gedient. Diese Stäbe waren bereits vollständig im Sand vermodert. Ferner wurde noch ein länglich ausgeschliffener Schalenstein und ein runder Schalenstein mit einer Schleiffläche und rundlicher Vertiefung aufgefunden, sogenannte Mühlen, worauf zu jener Zeit der wenig vorhandene Korn gestoßen und mit einem Stein zerrieben und zu Mehl gemacht wurde. Ferner sind auf der Gemarkung Puls, westlich der Chaussee… (?) , wo der Weg nach Ostermühlen abbiegt, gefunden: ein länglich runder Stein von ca. 50 cm Höhe und 30 cm Breite, mit ringsherum Dreieck von 20 cm … 30 cm Seitenlinie, außerdem eine außerordentlich schön erhaltene und scharfgeschliffenen Flintaxt, außerdem fand man unterirdische kleine abseits auf der Koppel des Landmannes Fischer gelegene Steinsetzungen.                     gez. Jürgen Hadenfeldt

 

 

 

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Alte Schulchronik             1884 – 1929

Seite 161-163                   Jahr: 1926          Lindemann-Erinnerungsfeier

                                                                               *1816 +1897

                                                                               Lehrer in Beringstedt von 1856 bis 1881

Am Sonntagnachmittag, 31. Okt. 1926, versammelten sich 48 Lindemann-Schüler in der Gastwirtschaft von Frau Voß (Steinbergstraße, später Lenschow) zu einer Erinnerungsfeier. An Verwandten, Bekannten und Freunden waren außerdem etwa 100 erschienen. Nach dem gemeinsam gesungenen Lied „Bis hierher hat uns Gott gebracht“, verlas Lehrer Göttsche das Gleichnis vom Sämann. Drei Kinder sangen: „Aus der Jugendzeit“. In der kurzen Begrüßungsansprache würdigte Göttsche den `alten Lindemann´ als Sämann. Darauf sangen die Schüler: „Gott ist die Liebe“, ein Lieblingslied des alten Lindemann. Nun redete der Herr Pastor i.R. Pallesen aus Bargteheide, früher Todenbüttel, zu den Versammelten über „Wem es dürstet, der komme zu mir und trinke“. Er hat den Lehrer Lindemann gut gekannt und hob in seiner Ansprache hervor, daß der alte Lindemann immer bemüht gewesen ist, auch selbst aus dem Brunnen der Gottesworte getrunken habe, denn aber auch die Schüler zum klaren Brunnen geführt und ihnen Gottes ewiges Wort gegeben habe. Den 1. Teil der Erinnerungsfeier schloß der Schülerchor mit dem Lied: „Hin nach oben möchte ich ziehen“.

In einer längeren Kaffeepause konnten die Erschienenen sich begrüßen und alte Erinnerungen austauschen.

Abgeschlossen wurde die Pause mit dem Lied des Schülerchores: „Ik wull wie weern noch kleen Johann“. Herr Hauptlehrer i.R. Thomsen, der Nachfolger des alten Lindemann schilderte in seinem Vortrag dann die damalige Wohnung der Lehrer (Alte Dorfstr. 5), die Schulverhältnisse und die Entwicklung zur 2-Klassigen Schule (ab 1901 auf dem Schulberg).

Die Schüler leiteten durch das zweite Lied „Herr meine Seele“ durch die vorgetragenen Dichtungen: „Bei dem Grabe meiner Kinder“ und „O du allerbeste Freude“ zu dem Höhepunkt der Lindemann-Feier über. Mittelschullehrer Halver aus Altona, der verheiratet ist mit einer Enkelin des alten Lindemann, würdigte den Lehrer Lindemann als Familien- und Stammvater. (Diese Ansprache werde ich später nachtragen). Das geschah in einer so feinen Art, daß die Versammelten gespannt den interessanten längeren Ausführungen folgten. Gemeinsam sangen wir dann: „Da findet die Seele die Heimat“. Herr Pastor Tamm (?) Todenbüttel sprach ein kurzes Schlußwort im Anschluß an: „Du sollst ein Seegen sein …“

Wie unter Lindemann die Schulstunde, so wurde die Feier geschlossen mit dem gemeinsam gesungenen Lied: „Müde bin ich, geh´ zur Ruh“. Für ein Lindemann-Andenken wurden 30,10 M gespendet. – An den Sohn des alten Lindemann, an den Pastor i.R. Lindemann in Kiel wurde ein von vielen Lindemann-Schülern unterschriebener Brief gesandt.

Siehe hierzu auch die Geschichte vom alten Schulhaus, Alte Dorfstraße 5

Anschließend folgt auf den Seiten 165 – 200 der alten Schulchronik ein Bericht über den Lebenslauf und Werdegang des Herrn Jürgen Friedrich Lindemann mit dem Titel: „Ein christlicher Familien- und Stammvater“. Vorgetragen bei der Erinnerungsfeier von seinem Schwieger-Enkel, Mittelschullehrer Halver aus Ottensen.

G. Fr. Lindemann Lehrer    Alte Schule

Auf der Rückseite dieses Fotos steht:

Lehrer vom 1.11.1856 bis 31.10.1881 in Beringstedt

Frau Lindemann ist eine geborene Voß vom Hof Ostermühlen.

Das Bild stammt aus dem Nachlaß von Helmi Göttsche (Tochter von Dorflehrer Göttsche, übergeben vom Neffen).

Seinen Lebensabend verbrachte das Ehepaar Lindemann auf dem Hof Ostermühlen.

 

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Eine alte Postkarte von 1905       zeigt ein als Jägerhaus bezeichnetes Gebäude (Kreis links). Es handelt sich um das Haus der Familie Gier, Saar 21 (heute Kleist). Es wurde im Jahr 1888 gebaut (siehe Hausgeschichte). Carl Gier (ursprünglich aus Rasdorf bei Preetz stammend) hatte hier in Beringstedt und Umgebung sein Revier als Forst- u. JagdaufseherFür ihn und seine Familie wurde dieses Haus gebaut. Nördlich der Bahnstrecke gab es zu dieser Zeit nur ein weiteres Haus, alles andere war noch unbebaut. Siehe weiter unten nachfolgenden Kartenausschnitt, der im Jahr 1880 veröffentlicht wurde.

alte Postkarte von Annelenes Freundin für website

Auch diese Ansichtskarte, geschrieben 1903 zeigt das Jägerhaus in Seitenansicht. 

Saar 21 Jägerhaus Seitenansicht

Zuvor gab es nördlich der Bahnlinie nur das Haus Saar 38, wie diese Karte von 1880 zeigt:

Ausschnitt 5

 

Dann gibt es noch ein weiteres Haus: Reiherstieg 1, etwas außerhalb vom Dorf gelegen, direkt an der Bahn, gebaut um 1904. Es diente, nachdem die Fischerei aufgegeben wurde, als Unterkunft für Kieler und Hamburger Jagdpächter (Knoop). Hier eine Aufnahme von 1910:

Hausbild 1910 für website

Im Beringstedter Archiv findet man hierzu folgendes:

Auch dem von der weiblichen Dorfjugend heftig umschwärmte Förster Gundlach diente sie als Unterkunft. Der Jagdpächter verzog dann nach Rehheide und der Hamburger Pächter (Knoop) zog es bald vor im Dorf zu wohnen (siehe Hausgeschichte Friedrichstr. 20, Kate Bruhn).

Dann wohnte vorübergehend der Förster Collande (aus der Nähe von Glückstadt) in der `Fischerei´. Collande hatte in der Blomschen Wildnis angeblich seine Frau und seine Tochter im Nachthemd vor den Pflug gespannt und nachts bei Mondschein mit diesem Gespann auf dem Feld gepflügt. Er blieb nicht lange.

 

Aufgeschrieben von Otto Bolln (geboren 1900 in seinem Elternhaus in Beringstedt, Mückenhörn 9 (Bruder von Dora Lütje):

Von 1911 bis 1915 habe ich das angemietete Haus für den Jagdpächter Knoop verwaltet, d. h. ich mußte die Zimmer lüften, wenn sie sich zur Jagd angesagt hatten. Wenn es nötig war, mußte ich die Zimmer auch beheizen. Das war für mich eine verantwortungsvolle Arbeit und dafür wurde ich fest besoldet mit 10 Reichsmark monatlich. Dafür mußte ich die Familie Knoop aber auch vom Bahnhof abholen, das umfangreiche Gepäck befördern, Einkäufe beim Kaufhaus Ruge besorgen, Brennstoff in Form von Holz und Torf bereithalten, Kartoffeln im Garten aufnehmen und die Knoop´schen Jäger als Hundewart und Gewährträger bei der Jagd begleiten. Etwaige Jagdgäste mußte ich im Gasthaus Ehler Voss unterbringen (später Lenschow) und ebenfalls auf der Jagd betreuen. Dafür gab es dann für mich, je nach Freigebigkeit der Gäste, eine besondere, stets willkommene Geldzuweisung.

1912 Treibjagt für website Treibjagd im Jahr 1912

 

…ganz rechts im Bild, der 2. Mann mit Vollbart, ist Gustav Möller (Opa von Annelene Illing, sie hat dieses Bild zur Verfügung gestellt.)

 

An einem Dezembermorgen im Jahr 1913 ereignete sich folgende Geschichte:

Vor dem Dorfgasthaus hatten sich zu einer Treibjagd zahlreiche flintenbewaffnete Bauern des Dorfes versammelt. Auch einige Gäste von auswärts und viele handstockbewehrte Treiber. Man hatte den Ablauf des Treibens besprochen und wartete noch auf einige verspätete Nachzügler.

Dann kam vom Norden her auf der Dorfstraße ein Auto mit 30 km/h herangeprescht und hielt bei den versammelten Waidmännern an. Autos waren damals noch eine rare Seltenheit und darum traten die Jäger und Treiber näher an das fauchende Ungetüm heran, um es achtungsvoll zu bestaunen.

Aus dem offenen Auto schälte sich ein Herr heraus, schob die Staubbrille in die Stirn (dabei staubte es im Dezember doch gar nicht, aber Autobrillen waren damals modisch und außerdem schützten sie die Augen vor dem Zugwind). Offenbar hatte der Autofahrer die Orientierung verloren, denn Ortstafeln oder desgl. Gab es damals noch nicht, allenfalls verwaschene Aufschriften auf den Kilometersteinen an der Chaussee). Der Herr also schnarrte: „Wie heißt es hier?“ Darauf antwortete der nahestehende Bauer Hans Wendell (Senior): „Hier heet dat erst eenmol `Guden Morgen´!“ Hierauf Gelächter und Schmunzeln bei Jägern und Treibern und das verdross den Herrn ganz offenbar sehr. Er richtete sich zu seiner ganzen Größe auf, versuchte bedeutungsvoll auszusehen und schnarrte weiter: „Sie wissen wohl nicht, wen Sie vor sich haben? Ich bin der Oberlandesgerichtsrat Dr. Schifferer aus Schleswig!“ Darauf der angesprochene Bauer Wendell: „Und ich bin der Schiedsrichter und Bauer Hans Wendell aus Beringstedt!“ Sprach´s, schulterte die Flinte und Schritt von dannen, gefolgt von den schallend lachenden Jägern und Treibern. Zurück blieb der verdutzte aber auch wütende Richter aus Schleswig, der wieder in seinen `Geltungswagen´ stieg und davonbrauste.

Wie sagte doch Wilhelm Busch:   „Wie klein ist das, was einer ist, wenn man´s mit seinem Dünkel mißt.“    Auch diese Geschichte stammt aus den Aufzeichnungen von Otto Bolln.

 

Eine weitere schriftliche Erwähnungen aus der Schulchronik über Wald und Flur:

1929   Am Gründonnerstag abends um 6.30 Uhr wurden 17 Wildgänse gesehen.

1929      schreibt ein Schüler folgendes in die Dorf- und Schulchronik:

Am 9.7.1929 ereignete sich in unserem Dorfe ein großes Unglück. Ein Schüler machte folgen Bericht: Ehler Ruge (Kaufhaus) ging mit seinem Freunde Dr. med. Struck zum Scheibenstand (im Ellerrehm), um hier eine Flinte einzuschießen. Sie gingen unter munterem Gespräch hin. Wie sie beim Scheibenstand angelangt waren, verabredeten sie sich etwas. Ehler Ruge ging oben nach der Scheibe, um sie aufzustellen. Nun stellte Herr Ruge die Scheibe auf. Als sie noch nicht ordentlich stand, ging er hinter die Scheibe um sie an das Dach zu lehnen. Ob er vorher gewunken hatte, ist nicht bekannt. Da gab Dr. Struck den Schuß ab und die Kugel traf Herrn Ruge in den Leib. Der Arzt lief nach Herrn Ruge. Als er das Unglück sah, lief er in das Dorf, zuerst nach K. Wieben, dann zu meinem Vater. Mein Vater lief gleich nach der Unglücksstelle. Herr Ruge hatte keine Schmerzen. Mein Vater hatte noch sehr lange mit ihm gesprochen. Einige Leute holten die Krankenbahre von der Bahn. Wie sie kamen, legten sie ihn hinein und trugen ihn aus der Kuhle. Oben war Dr. Struck schon mit den Verbandsstoffen und Herr Ruge wurde verbunden.  Vorher hatte er noch mit seinem Sohn Walter gesprochen und zu diesem gesagt: „Hole deine Mutter! Einen Augenblick darauf trugen ihn einige Männer nach Hause. Als sie bei Schütt waren, starb Herr Ruge. (gez. H. Wendell, Quelle: Dorf- u. Schulchronik)

Weitere Einträge in der Dorf- und Schulchronik über Treibjagden:

1930      März     Gestern, Dienstag den 4.3.1930, sah Herr Lehrer Göttsche auf Schrum´s Aukamp 14 Rehe beieinander. Er konnte sich den Tieren auf 30 Schritt nähern, sodann ergriffen 8 der Tiere die Flucht. Die übrigen 6 blieben bis auf eine Annäherung von 20 Schritt stehen.

Mai        Die Beringstedter Jagd ist an Karl Innenkamp aus Kiel verpachtet worden für 2000 RM jährlich.

Am Sonnabend, den 30.8.1930, sah ich, Wilhelm Hadenfeldt, auf der Fahrt nach der großen Wiese bei der alten Steinstraße sieben Fasanenhühner auf dem Weg stehen. Sie ließen mich bis auf 10 Schritte näherkommen. Dann flohen sie wie Küken in das nahe Gebüsch.

Am Sonnabend, den 18. Okt. 1930 wurde von dem Jagdpächter eine Treibjagd auf dem Moor abgehalten. Das Ergebnis war:  34 Hasen, 1 Kaninchen und 5 Rebhühner. Abends bekamen die anwesenden Treiber und die Jäger bei Gastwirt Th. Kroos Jagdessen.

22.12.1930    Am Sonnabend den 20.12. war die große Treibjagd in Beringstedt. Es wurden 68 Hasen und 7 Kaninchen geschossen.

Jan. 1931       Eine Treibjagd, welche in den Ferien abgehalten wurde, erbrachte 58 Hasen und 16 Kaninchen.

Sept. 1931    Der Jagdpächter L. Immenkamp hat in diesem Jahr schon 5 Füchse erlegt.

Am Sonnabend, den 4.10.31 wurde die Treibjagd auf dem Moor abgehalten. Es wurden 28 Hasen, 1 Kaninchen, 1 Fuchs 8 Rebhühner und ein Birkhuhn zur Strecke gebracht.

22.9.1932      Herr Dr. med. Struck hat die Jagd nicht bekommen. Die Jagd ist zum zweitenmal verpachtet.  

30.11.32     Treibjagd, es wurden 8 Hasen geschossen.

17.12.32     Treibjagd, es wurden geschossen:  117 Hasen, 2 Kaninchen

13.11.33     In der Treibjagd am 11.11.33 wurden geschossen: 35 Hasen, 1 Kaninchen, 3 Rebhühner, 2 Fasane, 1 Schneppe

27.11.33     In der Treibjagd am Sonnabend, den 25.11. wurden geschossen: 20 Hasen, 4 Kaninchen, 1 Rebhuhn

4.12.33        Im Laufe des Sommers wurden 6 Rehböcke geschossen. In der Treibjagd am 2.12. wurden    geschossen: 26 Hasen und 2 Kaninchen.

12.11.34     Auf der Treibjagd am Freitag den 9.11. wurden geschossen: 16 Hasen, 3 Kaninchen, und 1 Fasan.

                      Auf der Treibjagd vom 23.11. wurden geschossen: 17 Hasen, 2 Kaninchen, 2 Fasane, 1 Rehbock

10.12.34     Auf der Treibjagd am Sonnabend wurden geschossen: 123 Hasen, 1 Fuchs, 3 Schnepfen und 1 Kaninchen. Das Jungvolk spielten Treiber. Jedes bekam 0,50 M, davon wurden 0,25 M an die Jungvolkkasse abgegeben. Beim großen Knöll bekommen die Knaben 2 Würstchen und 1 Rundstück.

1934             Im Laufe des Sommers wurden 4 Rehböcke erlegt.

                      Auf der Treibjagd am Freitag den 9.11. wurden geschossen: 16 Hasen, 3 Kaninchen, und 1    Fasan.

                      Auf der Treibjagd vom 23.11. wurden geschossen: 17 Hasen, 2 Kaninchen, 2 Fasane, 1 Rehbock.

                      10.12.34         Auf der Treibjagd am Sonnabend wurden geschossen: 123 Hasen, 1 Fuchs, 3 Schnepfen und 1 Kaninchen. Das Jungvolk spielten Treiber. Jedes bekam 0,50 M, davon wurden 0,25 M an die Jungvolkkasse abgegeben. Beim großen Knöll bekommen die Knaben 2 Würstchen und 1 Rundstück.

                      Auf der Treibjagd vom 12.12.34 wurden geschossen: 28 Hasen. Auf der Treibjagd vom 17.12. wurden 15 Hasen geschossen.

1937             Am 20. Nov. war in Beringstedt eine Treibjagd. Es waren 8 Treiber. Im ganzen erlegten sie    2 Hasen, 1 Taube und einen Bussard.

1938             Am 16.12. wurden die der Treibjagd 31 Hasen, 1 Fuchs, 1 Kaninchen und ein Wiesel geschossen.

1939             21.11.             Bei der gestrigen Treibjagd wurden 5 Hasen geschossen.

                     18.12.            Bei der großen Treibjagd am Freitag den 15.12. dieses Jahres wurden 12  Hasen, 1 Fuchs geschossen. Man nimmt allgemein an, daß vier Füchse sich die Hasen und Kaninchen geholt haben.

19.11.40     Bei der kleinen Treibjagd am 18.11. wurden fünfzehn Hasen erlegt. Es wurde die Gegend um den Fohr abgetrieben.

1942             Auf der großen Treibjagd am 11.12. wurden 16 Hasen geschossen und ein Fuchs.

Aufgenommen 1956   Jäger Cl Martens u Kröger 1   Schießübungen

Bild oben:  Claus Martens und Martin Kröger

Bild unten:  ??    (kein Datum)

 

 Jäger 1956 2

 

 Jäger bei der Treibjagd in den 1970ern

 Beringstedter Jäger, aufgenommen in den 1970ern

Auf dem Wagen li.  Willi Kühl, dahinter Hans Heinrich Martens,

                                                                                    Mitte:  Willi Voß, Seegen 21                                                                        

rechts: Claus Schrum, dahinter Ehler Holm

 

Jagdgeschichten

Aufgeschrieben von Erhard Marxen, Knöll 1, im Januar 2020 und für die Beringstedter Chronik zur Verfügung gestellt.

Die Waldschnepfe

„Okuli da kommen sie, Lätare das ist das wahre!“

Das ist ein alter Jägerspruch. Okuli ist der 4. Sonntag vor Ostern, Lätare der 3.

Gemeint ist die Waldschnepfe bei ihrem Balzflug, den sie meist immer wiederkehrend in Waldlichtungen ausführt. Das Männchen folgt immer dem Weibchen. Wenn man das Männchen erlegt, schmälert das den Bestand eigentlich nicht. Das Weibchen läßt sich von einem anderen Männchen treten, denn Schnepfen leben nicht in Ehe!

Irgendwann in den 1970er Jahren sitzt Adolf Timm abends auf Schnepfe an: Am Waldrand von Wendells Wald Hollenbek, mit Blick auf (damals) Heinrich Sievers Weide, die die Schnepfen gern als Schneise annahmen. Weil Adolf schon zweimal vorbeigeschossen hat, fragt er Hermann Otto Voß, ob er sich nicht mal ansetzen wolle. Und er sagte noch: „Wenn de Toch fleut um tein no acht, denn koamt se.“ – Mit gemischten Gefühlen setzt sich Hermann Otto an, denn Adolf war ja dafür bekannt, dass er andere gerne mal ins Bockshorn jagte. – Pünktlich um 20:10 Uhr läutete die Bahn am Bahnübergang Ellerrehm-Holzen und nur Augenblicke später kann Hermann Otto, der ja als treffsicher bekannt war, die hintere Schnepfe erlegen. Große Freude. Ob´s nachher noch ein Bier gegeben hat, ist mir nicht überliefert.

Noch eine wahre Jagdgeschichte:

Irgendwann in den 1950er Jahren. Im Monat Mai ist die Jagd auf den Birkhahn frei. Der Birkhahn macht früh am Morgen seine Balztänze mitsamt „Kullern“, aber auch abends gibt es eine Abendbalz. Eines Abends fährt Hermann Otto Voß (Ostermühlen) ums Beringstedter Moor herum und sieht Claus Hadenfeldt (ehemalige Dingvogtstelle) an einer Torfbank stehen auf Birkhahnjagd. Hermann Otto hört einen Schuß, dann hört er noch einen. Er steigt aus dem Auto aus, macht seine „Hornet“ fertig und als er auch noch einen dritten Schuß hört, schleicht er sich seitwärts an. Er legt an und schießt den Hahn. Da erst merkt Claus Hadenfeldt, dass er Konkurrenz bekommen hat.

Und noch eine:

Bis 1961/62 gab es in Beringstedt nur drei Jäger, die eine Büchse hatten (eine Schrotflinte besaß jeder Jäger). Das waren Claus Martens, Max Voß und Hermann Otto Voß. Wenn man dran war, einen Rehbock zu erlegen, dann lieh man sich eine Kugelbüchse aus. Nach dem `Goldfieber´ in Beringstedt (gemeint sind die Tonlandverkäufe an die Breitenburger Zementfabrik) kaufte sich als erster Hermann Greve eine Büchse. Hinrich Mehrens hatte einen Bock frei und lieh sich die neue Büchse. Hermann Greve begleitete ihn. Mehrens ist sich noch nicht ganz sicher, ob der Bock alt genug ist für den Abschuß. Da sagt Hermann Greve: „Giff man mol her, ik kiek ok mol dörch dat Glas.“ Und was passiert: Hermann Greve legt an, schießt und trifft. – Das hat Hinrich Mehrens ihm nicht übel- genommen, Greve hatte Narrenfreiheit, der durfte sich so manches Erlauben in Beringstedt. Sicher hat es nachher bei Marta noch was auf den Teller gegeben … und ins Glas.

Das Ergebnis einer Treibjagd

Treibjadt Halali für website    Treibjadt Ausbeute bei Lenschow von Otto M. für website

… mit der Fackel in der Hand, der junge Mann ist Rolf Kühl (+2019)

 

 

… weiteres folgt !!!

Heimatbuch II  Beringstedt, Seite 69

geschrieben 1934 von Anne Holm                              (sie heiratet später den Bäcker Alfred Schlüter, Saar 23)

Eine alte Bauerntracht

In Gedanken gehe ich zurück in die Zeit vor mehr als 100 Jahren. Ich befinde mich auf einem alten, schönen Bauernhof in der Döns. Bei mir in der Döns am Spinnrad sitzt die ältere Bauernfrau. Der Abend war schon gekommen und die Dämmerung trat ein. Wie ich mich eine lange Zeit mit der Bäuerin unterhalten habe, öffnet sich plötzlich die Dönstür. Herein tritt mit freudigem Gesicht der stolze Bauer. Er begrüßt mich freundlich und erzählt uns dann von seinen Erlebnissen auf der Taufe, von welcher er kam. Ich aber beguckte seine farbenfreudige Tracht. Diese hat die Farben schwarz-weiß-rot. Schwarz der Rock, weiß ist die aus einem Stück bestehende, selbstgemachte Leinenhose und rot ist die beiderwendsche Weste. Nachdem er uns seine schönsten Erlebnisse erzählt hat, zieht er den dicken, schwarzen Gehrock aus und hängt ihn an seinen Platz. Dieser ist ein Nagel bei der Tür. Hiernach setzt er sich auf einem einfachen Holzstuhl nieder. Anstatt der schwarzen Rockärmel sehe ich jetzt weiße Hemdsärmel. Von der roten Weste glänzen 16 silberne Knöpfe, welche von Vater auf Sohn vererbt werden. Plötzlich fiel es dem Bauern ein, daß er jetzt Gelegenheit hatte, seine Pfeife zu rauchen. Er stand auf und holte die weiße Kalkpfeife. Diese hing an einem Nagel an der Wand. Nun sah ich mir besonders die merkwürdige Hose an. An jeder Seite sind 24 hölzerne, mit weißen Leinen überzogene Knöpfe, welche selbst gemacht sind. Nachdem der Bauer seine Pfeife mit schlichtem Tabak gefüllt hat, setzt er sich wieder gemütlich auf seinen Platz du plaudert weiter. Die Uhr schlug 10 h. „So spät ist es schon!“, sprach ich erstaunt und schaute aus dem Fenster. Vom Himmel strahlten die goldenen Sterne, sogar ein leuchtender Vollmond sandte sein grelles Licht auf die stille Erde. Nun muß ich den Heimweg antreten. Doch bevor ich hinaus ging betrachtete ich noch einmal den schwarzen Gehrock. Er ist schön mit schwarzem Stoff gefüttert. Die Taschen des Rockes sind hinten an der innenseite. Darum ist der Rock mit einer Doppelreihe von 9 mit schwarzem Stoff überzogenen Knöpfen gesetzt. Ich sprach zum Bauern: „Es muß doch unbequem sein, diese Tracht zu tragen!“ „Ja,“ sprach er, „aber wir tragen sie ja nur bei Festlichkeiten wie Taufe, Hochzeit usw!“ Dann verabschiedete ich mich und verließ den stillen Bauernhof.

gez. Anne Holm

abgeschrieben von W. Krogh

   Dieses Bild wurde mit ins Heimatbuch II geklebt:        alte Bauerntracht

 

Anmerkung:  Auch die Frauen trugen damals zu bestimmten Anlässen eine Tracht. Ein Bild von dieser Frauen-Tracht gibt es leider nicht. 

 

 

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Beringstedts öffentliche Telefonzelle

Geschützt vor Wind und Wetter konnte hier jeder telefonieren; mit Münzeinwurf und mehreren Telefonbüchern zum Nachschlagen.

Auf diesem Foto aus dem Jahr 1987 ist die gelbe Telefonzelle zufällig mit aufgenommen worden. Sie stand in der Steinbergstraße, direkt am Bürgersteig in der Grundstücksecke vom Haus unseres Bürgermeisters Herbert Jürß, Steinbergstraße 7.

1987 drei Kutschen für das Kinderfest

Die Zahl der privaten Telefongeräte in den einzelnen Haushalten hatte immer mehr zugenommen. Deshalb wurde die Telefonzelle nach und nach immer weniger benötigt und genutzt. Auch wurde sie immer öfter von übermütigen Mitbürgern oder Fremden in einen nicht brauchbaren Zustand gebracht, wie z. B. zerrissene Telefonbücher oder herausgerissene Hörerschnur und ähnlichem. Die notwendigen Wartungen und Reparaturen von der Deutschen Post bieben oft aus.

Als dann die Deutsche Post AG umgewandelt wurde, übernahm die Telekom die Verwaltung dieser öffentlichen Telefonzelle. Die gelbe, mit einer Tür versehene Telefonzelle verschwand und eine moderne, magentafarbene offene Telefonanlage wurde aufgestellt. Diese hatte dann auch kein Münzfach mehr, sondern wurde mit einer Telefonkarte bedient. Diese konnte man bei Bedarf bei der Postagentur kaufen. Auch diese neue öffentliche Telefonanlage wurde dann nur noch wenig genutzt, so dass auch sie nach einiger Zeit wieder demontiert wurde.

Es gab dann noch einen Fernsprecher an der Bushaltestelle Steinbergstraße. Diese ist jedoch nach kurzer Zeit auch dem Vandalismus zum Opfer gefallen und heute ebenfalls nicht mehr vorhanden. Es hat ja heute auch fast jeder ein Mobiltelefon.

Im Heimatbuch II der Gemeinde Beringstedt findet sich auf der Seite 159 ein Bericht mit der Überschrift: Unsere Postagentur. Geschrieben im Februar 1944 von dem Schulkind Hildegard Heesch. Hier beschreibt sie, wie sie für ihre Mutter Briefmarken holen soll: Ich betrete den Vorraum. Hier stelle ich mich vor den Schalter. Noch ist keiner da. Rechts und links hängen viele bunte Bilder. Links ist eine Telephonzelle. Diesen Raum kann jeder betreten. Von dort kommt man in die Poststube. Nun kommt Frau Knuth und fragt mich: „Was willst du haben? ….

Somit gab es also auch bereits vorher in Beringstedt die Möglichkeit zum Telefonieren.

 

Heimatbuch II   Beringstedt         Seite 97 / 98

Geschrieben 1936 von Inge Sieberkrob

Der Sportplatz           - am Knöll -

Es ist ein sonniger Sommertag. Ich begebe mich beim Knöll vorbei und wandere den Weg entlang. Leiser Wind bewegt die dünnen Zweige der Büsche. Meine Augen blicken nach dem neben mir liegenden, stillen Wäldchen. Das liebliche Singen der Vögel ermuntert mich. Nun habe ich die Hälfte meiner Tour hinter mir und stehe vor dem hinter dem Knöll liegenden Äckern, struppiges Heideland. Was schimmert da denn so gelb aus der braungrünen Heide hervor? Das muß ich doch mal untersuchen. Seht, es ist ja eine Sandkuhle! Allerlei Gerümpel und Busch bedeckt den gelben Sand. Ja, dieser Sand bringt aber doch wirklich nichts ein. Der Bauer Hans Kaltenbach, dem dieses gehört, könnte es ja man urbar machen. Bei diesem Gedanken verlasse ich das Heideland und gehe nach Hause. Eine lange Zeit ist vergangen. Ich komme wieder an dem Heideland vorbei. Was ist das denn? Es arbeiten hier ja viele Arbeiter. Ich komme näher heran und merke, daß es der „freiwillige Arbeitsdienst“ ist. Nun denke ich an die Worte, welche ich schon im Dorfe erfahren habe. Nämlich, Todenbüttel hat dieses Heideland ja gepachtet und will einen Sportplatz machen. Die Heide wird weggeschaufelt und über die braune Erde kommt Kies. Ja, nun muß ich auch wohl nach Hause. Die Sonne geht schon unter und bekommt eine Farbe wie Feuer.

Ein ganzes Jahr ist vergangen. Wie freuen wir uns, morgen ist ja Sportfest. Alle sind neugierig, wie der Sportplatz wohl geworden ist. Der Tag ist gekommen. Früh morgens mache ich mich auf. Es sind eben die Vögel erwacht. Ihre lieblichen Lieder durchschallen die Einsamkeit. Die Sonne geht auf und läßt ihre ersten Strahlen auf die Erde fallen. Still ist um mich. Ich sehe durch das Grün der Büsche ein hübsches Eingangstor. Ich vernehme ein lautes Rufen der Turner. Endlich bin ich am Sportplatz angelangt. Ach, wie toben sie sich hier ab. Da kommt ein Turner. Oh, wie schwitzt der aber. Sein Gesicht hat eine rote Farbe. Er sucht nach Wasser. Aber wo ist etwas? Keiner kann was finden. Da steht ja eine Frau mit Buttermilch. Nein, er will sich nichts kaufen sondern geht nach dem Knöll, um Wasser zu trinken. Er kommt wieder. Nun hat er seinen Durst gestillt und fängt wieder an zu turnen. Ja, der Sportplatz ist wohl schön, aber hat doch keine günstige Lage. Es fehlt der Brunnen. Auch ist kein Schatten da. Zwei Sachen die auf einem Sportplatz sein müssen.

gez. Inge Sieberkrob

 

Knöll mit Sportplatz                    Sportplatz am Knöll

Diesen Sportplatz gibt es heute schon lange nicht mehr, aber der Name ist geblieben. Auch der heutige Besitzer (H. Möller) nennt ihn noch so, nachdem er diese Flurstück vor über 30 Jahren von dem Vorbesitzer Kaltenbach gekauft hat.

 

Knöll heute bei google maps    Google maps 2023

 

 

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Heimatbuch II   Beringstedt         Seite 85 / 86

Geschrieben am 28.10.1935 von Karl-Heinz Keller

Die Beringstedter Feuerwehr

Die Feuerwehr hat den Zweck, das Dorf vor Feuersbrunst zu bewahren. Zuerst war hier im Ort nur eine Zwangsfeuerwehr. Hierzu gehörten alle männlichen Einwohner, außer den Beamten, im Alter von 16 – 45 Jahren. Die Einwohner von 45 – 60 Jahren gehörten zum Ordnungsdienst. Zum Bekämpfen des Feuers hatte man lederne Eimer und Handspritzen. Die Zwangsfeuerwehr stand unter dem Komando des Brandmeisters und war eingeteilt in Spritzmannschaft und Steigertrupp. Die älteren wurden als Rettungsmannschaften ausgebildet und zu Ordnungsdiensten verwendet. Der Steigertrupp war ausgerüstet mit Leitern, Dreschforken und Ratschen. Er stand unter dem Komando des Steigerführers. Der Steigertrupp hatte schon früher einen Helm und Gurt. Sie hatten zweimal im Jahr eine Übung. Dann bekam Beringstedt eine Saug- und Drückpunpe. Im Jahr 1904 erhielten wir eine zweite neue Saug- und Drückpumpe. Und 1922 wurde die freiwillige Feuerwehr gegründet. Es treten ihr 27 Mann bei. Die freiwillige Feuerwehr hatte sich die Aufgabe gestellt, durch schnelles, tapferes und richtigeres Eingreifen das Feuer wirksam bekämpfen zu können. Die Freiwillige Feuerwehr erhielt Uniformen. Eine Dienstbluse und einen blauen Tuchrock. Die beträchtlichen Kosten zu der Beschaffung wurden von der Gemeindekasse, Spar- und Darlehenskasse und dem hiesigen Jagdverein gestiftet. Außer den 27 aktiven Mitgliedern traten noch eine Anzahl passiver Mitglieder bei, die die Wehr durch einen jährlichen Beitrag unterstützten. An der Spitze der freiwilligen Feuerwehr stand der Hauptmann. Der Stellvertreter des Hauptmannes war der Steigerführer. Es wurden im Jahr 15 – 20 Übungen abgehalten. 1934 wurde die Feuerwehr anders eingeteilt. Todenbüttel, Osterstedt und Beringstedt bilden eine Wehr. Die Wehr ist eingeteilt in drei Löschzüge.

gez. Karl-Heinz Keller

Heimatbuch II                 Beringstedt                      Seite 111 /112

Ein Aufsatz geschrieben von Ilse Lüders am 31.05.1937    (sie wohnte im Pfennigkrug)

Den Inhalt dazu hat sie von Eggert Kaltenbach erzählt bekommen.

Der Text wurde von Gertrud Keller im Jahr 2018 aus der alten deutschen Schrift übersetzt. So kann auch die heutige Generation ihn lesen:

Die Beringstedter St.-Vitus-Gilde

Die Beringstedter St.-Vitus Gilde wurde im Jahr 1744 gegründet. Zuerst wurde sie im Hause von Klaus Bruhn gefeiert. Später feierte man sie im Kaltenbachschen Haus. Johann Kaltenbach wurde Ältermann genannt. Sechs Männer sind im Vorstand: Klaus Wohlers, Beringstedt, Peter Brand, Oldenborstel, Michael Ohmling, Puls, Jürgen Jakob, Seefeld, Markus Haß, Osterstedt, und Lehrer Lindemann als Schriftführer. Die Gildefeier ist jedes Jahr am 15. Juni. Schon 15mal ist sie im Hause Kaltenbach gefeiert worden. An diesem Tag mußte Kaltenbach aus der Feuerversicherung Landesbrandkasse austreten. Das konnte und wollte er nicht. Da wurde die Feier nach Schümanns Gasthof verlegt. Als die Feier noch in Kaltenbachs Haus war, war es ein großes Volksfest. Jung und Alt, alles was Beine hatte, ging zur Gildefeier. Der Saal wurde von Gastwirt Bolln aus Reher geholt. Beim Saallegen helfen lange Jahre Martin Wendell und Jürgen Martens. Abends vorher kamen die jungen Leute, um den Saal zu schmücken. Die Tür schmückte man mit einer Girlande und einem Eierkranz. Jedes junge Mädchen mußte ausgepustete Eier mitbringen. Wenn sie mit der Ausschmückung fertig waren, durften sie bis 12 Uhr (Mitternacht) tanzen. Dann sagte der Hausherr: „So, Kinder, nun müßt ihr wohl nach Hause gehen, damit ihr morgen ausgeschlafen habt“. Morgens um 8 Uhr ging es mit Musik zum Scheibenstand. Geschossen wurde im Ellerrehms-Weg. Die Scheibe stand vor Martin Krögers Holstenkoppel. Der König bekam einen silbernen Löffel. Einer mußte beim Schießstand Schnaps einschenken und Zigarren verteilen. Kaltenbach mußte im Gildehaus bedienen. Jeder der bezahlte bekam einen Schnaps und ein Glas Braunbier. Um 12 Uhr war das Schießen vorbei. Dann wurde der König mit Musik ins Gildehaus gebracht. Jetzt bekamen die sechs Mann Mittagessen. Es gab bunten Mehlbeutel mit Schweinebacke und Mettwurst. Später gab es Ochsenbraten oder frische Suppe. Nach dem Mittag tranken sie Kaffee. Darauf spielten die Musiker zwei Tanzlieder. Den ersten Tanz machten die sechs Mann. Wenn es zu warm wurde, zogen sie ihre Röcke (Jacken) aus. Selbst die alten Leute, die sonst fast gar nicht aus dem Haus kamen, gingen mit zur Gildefeier. Unten auf der großen Diele wurden Tische und Stühle bereitgestellt. Die Hauptkellner waren Klaus Voß, Saar, Jasper Peters (Dorfhirte) und Hans Detlef Ott. Mit dem ersten Hahnenschrei war das schöne Fest vorbei.

Meiereigenossenschaft Beringstedt

81 Jahre lang gab es in Beringstedt eine Meierei.

 

Kühl Meierei Ansicht Nord   alte Meierei 2

Die Hauptgründerzeit der Genossenschaftsmeiereien in den Dörfern Holsteins fällt in die achtziger Jahre des verflossenen 19. Jahrhunderts, so auch in Beringstedt. Am 10. Februar 1887 wurde im Hause des Gemeindevorstehers Ehler Holm in Beringstedt die Anlage einer Meierei beschlossen. Von den anwesenden Interessenten traten 18 zu einer Genossenschaft zusammen. Zum Vorstand wurden gewählt:

                               Hans Lucht (Vorsitzender),

                               Johann Wendell,

                               Samuel Timm,

                               Hinrich Holm (Schriftführer)

                               Hans Hadenfeldt

Dies war damals ein bedeutungsvoller Fortschritt gegenüber der bis dahin üblichen Milchverarbeitung, das Buttern auf jedem einzelnen landwirtschaftlichen Hof. Dieser Fortschritt wurde jedoch noch nicht von jedem Milchproduzenten so gesehen. Einige wollten es lieber bei der hergebrachten Verfahrensweise belassen.

Somit wurde der Bau eines Meierei-Gebäudes beschlossen, beantragt und genehmigt:

Genossenschaft 1887 A für website   Genossenschaft 1887 B für website

Dieses alte Dokument wurde im Herbst 2020 wiedergefunden zwischen den Sparren im Dach des Hauses unseres Ehrenbürgers Herbert Jürß, Steinbergstr. 7. Hier im Dachgeschoß hatte einst das Amt Beringstedt seine Räume.

Bäckerei und Kaufhaus Voß

In der ersten Schulchronik wird im Jahr 1903 folgender Eintrag festgehalten, Seite 51:

Im Laufe des Sommers machte sich hier im Ort eine rege Anzahl mit Grundstücken bemerkbar. Die Witwe Evers verkaufte ihre Bäckerei für 12 000 Mark an ihren derzeitigen Geschäftsführer. Der Kaufmann Holst veräußerte seinen Besitz an Herrn Voß aus Gokels für 13 000 Mark. Den Besitz des Landmannes J. Sievers erstanden die Parzellenten Scheele für 2 600 Mark. Der Maurer Kroll verkaufte seine Kate an den Arbeiter Ruge, während er selbst wieder zwei Bauplätze erstand von dem Landmann C. D. Hadenfeldt, um dort Wohnhäuser aufzuführen. Den Besitz des Klempners Petersen erwarb der Gärtner Hinrichs aus Hanerau, um dort eine Gärtnerei anzulegen. Das Haus des Rentner C. Kock ging durch Kauf über an den Arbeiter Heesch für 4400 Mark. Der Viehhändler Wieben erwarb einen Bauplatz von dem Landmann H. Timm für 1000 Mark.

Demnach war die Vorbesitzerin:              Witwe Evers  

Sie und ihr Ehemann haben somit hier bereits eine Bäckerei betrieben und der Kaufmann Holst war ihr Geschäftsführer, bis Frau Evers dieses Haus im Jahr 1903 verkaufte.

Diese alte Postkarte von 1907 zeigt u. A. auch das Haus Steinbergstraße 15. Benannt als Kaufhaus und Bäckerei von H. Voss

Alte Postkarte von 1907 fertig 1

Hermann Voss  *1876 +1952      verheiratet mit Johanna, geb. Evers, Beringstedt

                               Kinder:                 Agnes                   verh. mit Walter Rochow

                                                           Eduard                 später der Hausbesitzer Steinbergstraße 8

                                                           Max                       wird auch Bäcker. Er ist verh. mit Anne, geb. Rohweder, aus Wapelfeld. Sie übernehmen später die Bäckerei mit Laden in der Steinbergstraße 15

Bäckerei Voß

Im Besitz von Erh. Marxen, Knöll 1, befindet sich ein Buch:

In diesem Buch wird das Musikerdasein von verschiedenen Musiker-Gruppen der Region beschrieben und wie feierfreudig die Menschen in den 1950er und ´60er waren.

Es wird weiterhin beschrieben wie die Dorffeste: Eisboßeln, Ringreiten, Abtanzball, Gildefeste, Vogelschießen und vieles mehr abliefen und die `Rugesche Kapelle´ (sowie andere Musiker-Gruppen) für Stimmung sorgten. Dies war in fast jedem Dorf in der Umgebung so. Einige Kopien hieraus sind:

 

Buch Tanzen möcht ich für website      Buch Seite 103 Werner Rohwäder für website

Buch Seite 104 Werner Rohwäder für website   Buch Seite 105 Werner Rohwäder für website

 

 

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Volksküche in Beringstedt

In den Kriegsjahren (2. Weltkrieg) wurde der Holz- und Torfstall der Schule (siehe Bild, beim Wasserturm) umfunktioniert und es wurde eine Volksküche hier eingerichtet. Diese wurde um so wichtiger, je mehr flüchtende Menschen auf dem Beringstedter Bahnhof eintrafen.

Schulberg Wasserturm

Im Beringstedter Heimatbuch gibt es hierüber folgende Beiträge zu lesen:

Ein scharfer Nordwind weht um die Ecke des Bahnhofsgebäudes in Beringstedt. Einige Flüchtlinge werden hier endlich von der langen, ungemütlichen Reise erlöst.

1. Küchenklasse

„Mutter, schau, dort ist der Schulhof, dann muß auch hier die Volksküche sein!“, sagt ein 10-jähriger Knabe zu seiner Mutter. Nach einigen Schritten sind sie hier angelangt. Mit einem „guten Morgen“ treten sie in die Volksküche, in welcher ein mit Ziegelsteinen gepflasterter Fußboden ist. Ihr Gruß wird von einer Frau, die an einem großen, grauen Herd an der Ostseite steht, erwidert. Die Frau sagt mit einem höflichen Ton: „Haben sie Interesse, meine Volksküche zu besehen?“ Welches mit einem „ja“ bekräftigt wird. Zuerst gehen sie in eine einfache Tür, welche zur Vorratskammer führt, worin aber nicht viele Vorräte befinden. An der Ostseite stehen zwei große, saubere Kessel, zwischen denen ein großes Drahtglasfenster ist. Den Herd, worüber ebenfalls ein Drahtglasfenster ist, trennt ein kleiner Schornstein. Die Südseite enthält ebenfalls Drahtglasfenster. In der Mitte dieser Fenster steht ein kleiner, roter Schrank. Die Westseite schmücken zwei Fenster, welche sehr schlecht zu schließen und zu öffnen gehen. Zwischen den beiden Fenstern hat eine einfache Luke ihren Platz. Auf die Frage, was diese bedeute, sagt die Frau: „Diese dient zum Essenausgeben.“ In der Mitte der Volksküche steht ein großer, einfacher Tisch, um den ungefähr fünf Hocker stehen. – Dies war im Jahr 1945.

2. Umbau der Volksküche

„Was ist denn mit der Volksküche los?“ fragt eine ältere Frau, die erstaunt vor der gewesenen Volksküche stehen bleibt. „Es wird eine Klasse“, sage ich. Wir schauen hinein. Hier sieht es wüst aus. Die zerbrochenen Steine liegen auf dem Fußboden. Die Vorratskammer ist mit zur Hilfe genommen worden. Dieses sieht man, denn die roten Steine, die einmal die Grenze bildeten, sind noch zu sehen. Die beiden Fenster erkennt mach auch nicht mehr. Die Fensterrahmen sind herausgenommen. Es sieht aus, als wären drei große Löcher in die Ostwand gehauen. Die Südseite hat jetzt die Ehre, eine Tür zu haben. Diese ist, vom Schulhof gesehen, das letzte Fenster. Der Raum sieht nicht nach einer Volksküche noch nach einer Klasse aus.

3. Die fertige Küchenklasse                     (Schulklassenraum)

Am 5. Mai holten die Oberklasse und das 4. Schuljahr die neuen Tische und Stühle von Tischler Hadenfeldt. Die Küchenklasse ist fertig! Neugierig schauen wir hinein. 15 neue Tische und 30 neue Stühle, 6 alte Tische und 12 alte Stühle besetzten nun den neuen Raum. An den Wänden sind noch keine Bilder, die die Klasse schmücken. Die Wände sind oben weiß und unten bunt. Ein kleiner Knabe sagt vorwitzig: „Ha, das Licht, guck mal dort ist noch keine Lampe!“ „Ja“, sage ich, „darüber mache dir keine Gedanken, das kommt noch, später“. „Und wo sollen wir unsere Mäntel lassen?“ fragt besorgt ein kleines Mädchen. „Vorläufig auf den Stühlen und später bekommt ihr einen Vorraum“, tönt es aus der Menge der neugierigen Kinderschar. „Mein Platz ist am Fenster“, höre ich aus dem Geschwätz. „Ja, da möchte ich auch einen Platz haben“, denke ich, denn die 3 Fenster sind niedrig, so das man eine gute Aussicht nach Osten hat. Nun werfe ich einen Blick auf den Fußboden. Dieser ist nicht mehr mit Ziegelsteinen ausgelegt, sondern mit Asphaltfliesen.

Beringstedt, den 7.5.1949, Ursula Glodowski

 

Ab 1974 entsteht hier an dieser Stelle das neue Dorfzentrum mit Feuerwehr-Gerätehaus und Versammlungsraum der Gemeinde Beringstedt. Auch an eine Einliegerwohnung für die Mitbürgerin Miete Köhler wird gedacht. Danach wohnt hier Lothar Meller.

Anfangs hat dieser Neubau ein Flachdach. 

Feuerwehrauto 1999 2   Fahrzeuge der Feuerwehr Beringstedt

 

...

Sportfischerverein von 1942

Im Jahr 1942 hatte der damalige Gemeindevorsteher Wilhelm Thöm eine gute Idee, um die Bevölkerung Beringstedts in den Kriegsjahren mit frischen Fischen zu versorgen. Ein Angelverein wurde gegründet.

Gründungsmitglieder waren:

Wilhelm Thöm (Gmvst), Hans Ott (Gastwirt), Friedrich Keller (Klempnermeister), Fritz Harms, Hinrich Voss, Hans Timm, Karl Wieben, Eggert Mehrens, Hans Wendell, Hans Sierks und Hans Martens (Bauern).

Die Fische wurden mit Netzen in der Haaler Au und in der Fuhlen Au gefangen und kostenfrei an die Dorfbewohner verteilt. Nach dem Krieg hatte der Verein regen Zulauf.

1973 wurden zwei Teiche am Ellerrehm gebaut, 2 Jahre später kam ein dritter dazu. Für die Zuwegung zu den Teichen wurden große Bäume gefällt. Der Holzverkauf ermöglichte die Bezahlung der Baggerarbeiten für den Teichbau. Besatzfische sind: Forellen, Zander, Karpfen, Schleie, Aale, Hechte, Barsche und Weißfische.

Bilder vom Abangeln im September 1980

Abangeln Sept 1980 1   Abangeln Sept 1980 3   Abangeln Sept 1980

…und weiteren Jahren

1984

Angelteich Arbeiten 1984   Angelteiche 1984 Abfischen

Dieser Dorfteich wurde im Jahr 1935 angelegt von einem freiwilligen Arbeitsdienst.

TeichAlteDorfstraße  Ein Bild aus dem Beringstedter Archiv.

5.11.1935             Heute kommt der Arbeitsdienst nach Beringstedt. (Info Dorf- u. Schulchronik)

7.12.1935             Der Arbeitsdienst hält am späten Nachmittag Unterricht in der I. Klasse.

Am 16. März 1936 zog der Arbeitsdienst weg. Er hat hier 4 Feuerlöschteiche gemacht. Zum Abschied wurde den Arbeitssoldaten ein gemütlicher Abend mit Kaffee und vielen Kuchen bei Kroos (Gastwirtschaft, später Lenschow).

Einer davon war dieser.

In der Meierei gab es seinerzeit einen hohen Wasserverbrauch zur Reinigung. Da es damals noch keine zentrale Abwasser-Entsorgung gab, wurde dieses Abwasser durch ein Rohr in einen offenen Graben Richtung Osten geleitet, an dessen Verlauf dann dieser Teich entstand. Weiter östlich auf den Wiesen gibt es noch heute den sogenannten Meiereigraben.

Zur Erinnerung an diesen Arbeitseinsatz wurde damals ein Säulen-Stein mit Inschrift und Hakenkreuz aufgestellt. Dieser wurde über die Zeit hinweg von der Bevölkerung nicht weiter beachtet und geriet in Vergessenheit.

In den 1980er Jahren waren Urlauber in unserem Dorf. Bei einem Spaziergang entdeckten sie den Stein mit dem Nazi-Symbol und meldeten dies den Behörden. Diese bestanden darauf, dass es entfernt werden müsse. Es kam dann zu einer offiziellen amtlichen Aufforderung an den derzeitigen Bürgermeister, dieses Symbol zu entfernen, was dann auch geschah. Mit einem Meißel wurde das Hakenkreuz entfernt. Zu dieser Zeit hat man hier Fische (hauptsächlich Karpfen) in den Teich gesetzt, die dann ab und zu hier geangelt wurden. Beim häufigen Betreten der Böschung drohte diese mit der Zeit ins Wasser zu rutschen, so dass es notwendig wurde sie zu befestigen. Hierfür wurde dann auch dieser Säulenstein genutzt und somit ist er im Untergrund der Böschung verschwunden.

Nach Angaben eines älteren Mitbürgers soll dieser Stein in etwa so ausgesehen haben:

Säulenstein am Dorfteich

Ein weiterer, jedoch anderer Stein steht heute noch hier am Dorfteich. Auf ihm ist die Gravur R A D erkennbar. RAD steht für Reichs-Arbeits-Dienst.

Stein am Dorfteich 1

Diese beiden Bilder wurden von Torsten Herrmann zur Verfügung gestellt. Aufgenommen im Sommer 2022.

Stein am Dorfteich  dort steht der Stein.

 

 

...

Beim Amtsfeuerwerfest in Hohenwestedt

Beringstedter Feuerwehrgruppe 1 / 8                                  ( - mit der alten Spritze - )

FeuerwehrinHohenwestedt

Dieses Bild wurde von Renate u. Werner Keller zur Verfügung gestellt (2022).

 

von links:                   Hans Fischer                         Gruppenführer

                                  Adolf Keller

                                  Ehler Holm

dahinter                    Johann Schröder

... von den Anderen sind die Namen (noch) nicht bekannt, weil die Gesichter verdeckt sind.

... wann wurde das Bild aufgenommen ?

 

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Beringstedter Heimatbuch 1, Seite 76 u 77

In die Tür einer alten, mit Stroh gedeckten Kate trete ich und gelange auf eine große Diele. Ein feiner grauer Rauchschleier umdringt mich. Wie ist das eine unangenehme Luft! Langsam gehe ich auf der allmählich dunkler werdenden Diele entlang und trete durch die Küchentür in die Küche. Aha! Die Hausfrau sitzt am rötlich bemalten offenen Herd und kocht die Abendsuppe. Auf dem Herde steht ein kleiner, eisener Dreifuß. Darunter flackert ein lustiges Feuer und auf dem Dreifuß steht ein schwarzer Kochtopf. Die hellen Feuerflammen schlagen gegen den Topf und es bildet sich Rauch. Dieser fliegt nach oben in einen Schwibbogen. Von hier geht er durch kleine, dreieckige Löcher nach der Diele. An der Decke der Diele hängen an einen Wiemen (*) viele Würste, Schinken und Speck. Langsam zieht der Rauch dazwischen durch und durch die Balkenluke auf dem Boden. Gerade über der Luke an einigen Wiemen hängen auch Würste und Schinken. Alle Bretter und Balken sind schwarz geräuchert. Auch sogar das Dachfenster ist vom Rauch angeschwärzt. Die Decken der Küche und der Diele und des Bodens sind so schwarz, als wenn sie angeteert wären. Weil es hier im Rauchhause nicht so freundlich aussieht, als in einem anderen Hause, möchte ich nicht gerne darin wohnen.

angefertigt am 27.4.1922 von Margarete Lamprecht

abgeschrieben von Alma Schröder

(*)  Wiemen  = Sitzstange für Hühner      und/oder      Lattengerüst zum Aufhängen von Fleisch (räuchern)

 

Eine dieser alten Räucherkaten lag `Am Wischhof´. Es stand zwischen dem Hof Schipmann und dem Hof von Ehler Holm (heute Detlef Holm):

Räucherkate Sievers 2 

Auf dem folgenden Bild sieht man die Speckseiten an der Decke hängen:

Herd Göät und Hörn

 

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Beim Nachstopfen der Schwellen

  • Aufsatz eines Beringstedter Schulkindes

Es war die rechte Zeit, daß die Eisenbahnstrecke zwischen Beringstedt und Beldorf erneuert wurde. Denn der stetig steigende Verkehr erforderte unbedingte Besserung des Schienenstranges. So wurde dann im Mai 1929 mit den Vorarbeiten begonnen. Im September wurde die Strecke provisorisch fertiggestellt.

Von Ferne schimmern die vereinzelten Lichter von Beringstedt gespensterhaft in den anbrechenden Tag hinein. Im Osten dringt das blutige Rot durch den fahlgrauen Wolkenschleier hindurch. In den moorigen Wiesen liegt der Nebel. Nichts als die plötzlich in der Ferne auftauchenden Lichter und das markerschütternde Pfeifen des Zuges erinnert an das Schwinden des Landfriedens. Allmählich weicht die Nacht. Auf dem Bahnhof stehen kräftige Gestalten in lebhaftem Gespräch beieinander. Ganz in der Nähe beginnt plötzlich ein nahendes Geknatter: Die Stopfmaschinen beginnen ihre Tätigkeit. Alles geht langsam der Arbeitsstätte zu. Angelangt wird sich der überflüssigen Kleidung entledigt. Die auf den Schwellenköpfen liegenden Krugg-Stopfmaschinen verursachen einen Höllenlärm, sodaß sich die Arbeiter, um sich verständigen zu können, der internationalen Zeichensprache bedienen müssen. Noch kann mit der Maschinenarbeit nicht begonnen werden, denn das hat die vorschriftsmäßige Tourenzahl 200 (in der Sekunde) noch nicht erreicht. Endlich nach langem, ungeduldigem Warten, wird das Zeichen zum Angangen gegeben. An jedem Stopfer reißen 2 Mann Bedienung die einzelnen Stopfkolben hoch, halten die Mündung vor die Schwelle und werfen ihr ganzen Körpergewicht auf den Apperat. Ein Zittern durchläuft den Körper. Mit dumpfem Gesichtsausdruck starren sie auf den Kolben, der sich an dem starren Ende der Schlauchleitungen blitzartig auf- und abbewegt. Den Arbeitern fröstelt, doch bald ist das Gefühl der Kälte verschwunden.

Der Posten im warmen, wollenen Mantel sieht frierend und gelangweilt den Arbeitern zu. Neben den Maschinen stehen die Kannen mit Brennstoff, womit die Tanks der Maschinen nachgefüllt werden. Kurz vor der Arbeitsstelle steht eine Sirene, bestehend aus einer Kohlensäureflasche mit Signalhorn. Ab und zu schaut der Arbeiter auf die Uhr, damit die Leute pünktlich vor ihrer anstrengenden Arbeit abgelöst werden. Jedesmal schauen ihn fragende Gesichter an.

So wird die neugelegte Strecke Beringstedt – Beldorf, damit die Züge hier sicher passieren können und die Strecke dauerhaft wird, nachgestopft.

gez.  Willi Pabelik

 

Hr Hadenfeldt und Arbeiter an den Schienen

Ganz links: H.D. Hadenfeldt. Er stattet den Arbeitern einen Besuch ab.

 

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Bus-Haltestellen

Bevor eine Autobus-Linie eingerichtet wurde, gab es für die Mitbürger die Möglichkeit mit dem Postauto nach Rendsburg zu kommen. Bei der Bahnhofs-Gaststätte wurde dann eine blau-weiß-rote Fahne in den Baum gehängt und so wußte der Fahrer des Postautos, dass er jemanden mitnehmen sollte.

1929      Seit dem 15.12.1929 fuhr ein Autobus von der neuen Linie Wilster – Legan  durch unser Dorf. Haltestellen sind bei Ott (Bahnhofs-Gaststätte, Saar 53) bei Ralfs (Seegensgang 15) und beim Kaufhaus Ruge, wie diese Geschichte erzählt:

Eine Fahrt mit dem Autobus

In der Nacht ist ein ziemlich starker Frost eingetreten. Dazu weht am andern Morgen ein eisiger Wind von Norden her über die kahlen Felder. Ich habe in der unweit entfernten Stadt einige notwendige Dinge auszurichten. Schon rechtzeitig mache ich mich auf den Weg. Bei Ruge ist die Haltestelle.Ich bin nicht die Erste, die auf den guten Bus wartet. Es stehen schon vier Personen mehr da. Eine ganze Weile habe ich so stillgestanden. Das gefällt den Füßen nicht, sie werden mir allmählich kalt. Ich gehe immer auf und ab und hin und her. „Och“, denke ich „heute bei so einer Bärenkälte wird der Bus wohl nicht so voll sein!“ Endlich kommt Bewegung in die Leute, die sich noch um einige gemehrt haben. „Kommt er?“ Ja, hurra, er kommt, unser guter Bus! Dieser Autobus fährt auf der Strecke Rendsburg – Hademarschen. Quiekend hält er still. Die Tür wird aufgeschoben. Und zu meiner großen Enttäuschung, alles ist überfüllt, die Leute stehen Kopf an Kopf. „Mensch, man vorwärts, ich will auch doch noch mit!“, denke ichalles ist überfüllt, die Leute stehen Kopf an Kopf. „Mensch, man vorwärts, ich will auch doch noch mit!“ denke ich, äußere meine Gedanken aber nicht. Der Schaffner, ein Mann, der die Ruhe weghat, fragt: „Alle eine Bescheinigung?“ Bejahend kommt es mehrfach zurück. Indes ist auch der Fahrer ausgestiegen. Der Schaffner, der Fahrer und noch ein weiteres Personal wiegen bedächtig die Häupter. Ihr Blick ist auf die Räder gerichtet. Diese sind von der schweren Last ganz eingedrückt. Langsam aber sicher haben wir uns reingedrängt. Die Tür wird zugeschoben und dann allmählich setzen wir uns in Bewegung. Einen Sitzplatz? Och, ist gar nicht dran zu denken. Und wie ist es mit dem Stehen? Wenn hier noch einer auf zwei Beinen steht, kann er sich freuen. Bei mir ist es wenigstens nicht so. Ein Bein in der Luft, das andere an der Erde. Na, in der Luft ist ein bißchen übertrieben, aber man weiß tatsächlich nicht wohin mit den Füßen. Mit einem mal wird es sehr langsam gehen, es geht im schneckentempo den Todenbüttler Berg hinauf. Das Stehen auf einem Bein wird mir bald über. Ich versuche Platz zu bekommen, um auf beiden Füßen zu stehen. Aber alle Versuche sind vergeblich, bin nun aber doch vergnügt in dem anderen Bein eine Ablösung gefunden zu haben. Schon wiedermal quietscht die Bremse und eine Menschenmenge stürmt die Tür. Einige quetschen sich noch herein, der Rest muß warten, bis das andere Auto kommt. Vor mir steht eine elegante Dame im Pelzmantel. Von vorne, ihr Angesicht kann ich nicht sehen. Macht auch nichts, ein schöner Rücken kann auch entzücken. Etwas abseits steht ein ziemlich großer, breitschultriger Mann. Nach seinem Benehmen und Aussehen ist es ein echter Geestbauer. So geht´s nun immer weiter, ohne zu wissen, wo man eigentlich ist. Wenn sich so ein Ungetüm von Berg vor ihn in den Weg stellt, muß er sich erstmal verschnaufen, holt einpaarmal ganz tief Atem und weiter geht´s dem Endziel entgegen. Die Luft ist schwül, wie an einem heißen Juliabend, wenn ein Gewitter am Horizont emporsteigt. Und dieses Gewitter soll sich dann auch bald entfesseln. So, wie sich meine Füße abgewechselt haben ihre Dienste zu tun, machten es auch die jener jungen Dame. Und zum Unglück muß die Dame im Pelzmantel einige derbe Fußtritte auf ihre - …. vielleicht auch auf ihre Hühneraugen – bekommen haben. Denn sie schreit plötzlich: „Oh weh, meine Füße!“ Der Schmerz hat sich aber gleich gelegt. Sie fährt wie ein Blitz herum und schimpft wie ein Rohrspatz. Die Dame kann in ihrer großen Verlegenheit sich nur höflich entschuldigen. Der große, breitschultrige Mann, der mir in seiner Gemütlichkeit aufgefallen ist, erhebt seine Stimme und spricht ganz gehäbig: „Och, beste Frau, regen `s sick blots nich op, dat kann mol mit passeern in´t Gedränge!“ Und mit etwas gedämpfter Stimme schallt es aus dem Hintergrund hervor: „Ja, süns möt´n se to Hus blieven und sick in`n Glaskassen setten!“ Als diese Rede verstummt war, hielt das Auto auch zum letztenmal. Nun drängt alles zum Ausgang. Nun gehe ich dem Zweck meiner Reise nach. Aber das ist mir jetzt schon klar: Nocheinmal wieder mitfahren? Nein, nie und nimmer! Mein Aufenthalt ist schnell vergangen. Fast komme ich zu spät, denn der Bus ist schon bis oben hin vollgepfercht. Nach einer, mir scheinenden unendlichen Zeit bin ich wieder in meinem Heimatort angelangt. Wie ich aus dem Gedränge in die frische, freie Luft trete, ist mir doch ganz anders zumute. Zum zweitenmal solch eine Fahrt machen? Nein, nein und nochmals nein. Abenteuer sind manchmal ganz schön, aber nicht immer. Denn eine Fahrt mit dem Autobus ist schon ein halbes Abenteuer

                                                  gez. Anne Kock   (aus dem Heimatbuch II, Beringstedt, Seite 165 / 166 / 167, geschrieben am 4.1.1946)

 

Viele Jahre lang gab es in der Friedenstraße 3, direkt an der Stallwand der Familie Trede, eine Bushaltestelle. Sie diente ab 1972 auch als Haltestelle für den Schulbus zur Dörfer-Gemeinschafts-Schule nach Todenbüttel.

 Bushaltestelle bei Trede 1   Bushaltestelle bei Trede     

Die Konfirmations Birken auf dem Schulberg

Fundzettel Birkenpflanzung für website

 

Als im Jahr 2011 die Gemeindewohnung neben der Feuerwehr aufgelöst und umgebaut wurde (zuletzt vermietet an Lothar Meller, davor an Kurt und Maria Köhler, heute Schulungsraum), fand man nach dem Herausnehmen des Fußbodens im Sandboden eine Flasche mit einem alten Schriftstück   aus dem Jahr 1936.   Darauf steht handgeschrieben mit Bleistift:

 

    (2)        Diese Birken wurden am 16. März 1936 von den Konfirmanden:

                                               Karl-Heinz Keller

                                               Ehler Holm

                                               Hans Detlef Ruge        gepflanzt

 

 

Flurkarte Beringsstedt 1024

Originalkarte in PDF zum Ausdrucken

 

Luftbild Beringstedt für website

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Baugenehmigung für das Meiereigebäude in Beringstedt im Jahr 1887

Dieses alte Dokument ist ein Dachboden-Fundstück, das im Herbst 2020 im Haus Steinbergstraße 7 entdeckt wurde, als das Dach des Hauses neu eingedeckt werden sollte.

Genossenschaft 1887 A für website  Genossenschaft 1887 B für website

 

Übersetzung:

Königliche Regierung

   Aktenzeichen

Auf Ansuchen ertheilen wir Ihnen, vorbehältlich etwaiger Privatrechte dritter, die polizeiliche Erlaubniß, nach Maßgabe der hier angehefteten und angesiegelten Projektstücke und genau:

  1. deß Situationsplans
  2. der Handzeichnung mit Baubeschreibung
  3. der Kesselzeichnung
  4. der Kesselbeschreibung

einen Dampfkessel anzulegen.

                Wir bedingen hierbei jedoch, daß

  1. die hinsichtlich der Aufstellung von Dampfkesseln bestehenden Bestimmungen, in Sonderheit die Bekanntmachung des Reichskanzlers vom 29. Mai 1871 / 18. Juli 1883 betreffen muß, die allgemeinen polizeilichen Bestimmungen über die Anlegung von Dampfkesseln, beachtet werden.
  2. die Normierung der Belastung des Sicherheitsventils behalten bleibt.
  3. der Betrieb der Anlage nicht eher begonnen wird, bis dieselbe durch den mit der Kessel__?__tions beauftragten Sachverständigen (erwiedert) und auf Grund der Bescheinigung desselben über die vorschriftsmäßige Ausführung die schriftliche Erlaubniß zur Inbetriebsetzung von der Polizeibehörde ertheilt worden ist.
  4. Durch Einrichtung der Feuerungsanlage oder dabei anzuwendende mechanische Vorrichtung, sowie durch Anwendung geeigneten Brennmaterials und durch langsame Bewartung auf eine möglichst vollständige Verbrennung des Rauches hingewirkt wird.
  5. Diese Urkunde sorgfältig aufbewahrt wird, ein Zerreißen derselben oder das Abtrennen von Projektstücken aber der Polizeibehörde das Recht verleiht, den Betrieb der Anlage ohne Weiteres zu zu inhibieren

Schleswig, den 17ten Mai 1887

Siegel

Königliche Regierung

Abtheilung des Inneren

(Unterschrift)

An

den Vorstand der

Genossenschafts Meierei

z. H. des Herren Hans Lucht

zu

Beringstedt

Kreis Rendsburg

 

 

Bei dieser Übersetzung im Nov. 2020 waren die Kenntnisse von Frau W. Küpers, beim Lesen der alten deutschen Schrift, sehr hilfreich.

 

Weitere Anlagen zu diesem Schriftstück:

Handzeichnung Meiereigelände 2 für website   Bauzeichnung Meierei für website

Dampfkessel Zeichnung 1 für website Dampfkessel Zeichnung 2 2 für website

 

... und die Genehmigung der Königlichen Gewerbe Inspektion zu Neumünster

Königliche Gewerbe Inspektion 2 für website

 

Die Baubeschreibung der unter Punkt 2 genannten Anlage: Handzeichnung mit Baubeschreibung, ist leider nicht mehr lesbar, sowie auch die Kesselbeschreibung (Punkt 4).

Link zur Meiereigenossenschaft


 

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