Der letzte Müller von
Ostermühlen
In einem Zeitungsbericht von 1967 steht zu lesen:
Der letzte Pächter war Müllermeister Hans Bock. Er begann 1914 seine Lehrzeit in Ostermühlen und übernahm später den Betrieb als Pächter. 1924 heiratet er Anna Hadenfeldt (5. von insges. 14 Kindern des Claus-Daniel H. und Margarethe, geb. Kaltenbach).
Bis 1962 hat er das Korn der Bauern mit Wasserkraft gemahlen und das Mahlgut mit seinem Tafelwagen und den beiden Kaltblütern an die Bauern und Bäcker geliefert. Heute verbringt er seinen Lebensabend in seinem Haus unweit des Sees und kann in der herrlichen Umgebung seine Spaziergänge machen. Die alte Wassermühle aber klappert schon lange nicht mehr und das Mühlrad ist abmontiert. Im Mühlenhaus wohnen Sommergäste.
Zu erwähnen bleibt noch der Fischreichtum im Ostermühler See. Früher, als ihn der Eigentümer noch nutzte, zog er vor allem Karpfen darin auf und wenn dann im Oktober oder November das Wasser abgelassen wurde, konnten Bauer Voß und Müllermeister Bock bis zu 20 Zentner fette Karpfen aus dem Wasser ziehen. Auch der Aalfang hat sich gelohnt. Wie Müllermeister Bock erzählte, fanden sich nicht selten 30 – 50 Pfund Aale in der Reuse am Schott, wenn er sie morgens leerte. Aber auch Hechte, Schleie und Rotaugen sind zahlreich vertreten. Heute (1967) ist der See an Privatleute verpachtet, die sich am Ufer ihr Sommerhäuschen gebaut haben. In der Stille dieser reizvollen Landschaft verleben sie ihre Sommertage und können dabei ihrem Hobby, dem Angelsport, nachgehen. Dass sie dabei auch Erfolg hatten, beweisen die großen Hechtköpfe, die als Trophäen an der Wand des Sommerhäuschens hängen.
Zu den Anfängen: siehe hierzu auch die Geschichte: Ostermühlen -Hofgeschichte-
Dieser Originaltext von 1470 befindet sich in Schleswig im Archäologischen Landesamt von Schleswig-Holstein.
Damals steht die Mühle direkt an der Au in Osterstedt `Ostermölle´ genannt, siehe unten !. In dem alten Schriftstück steht: Oestermolen
(später ist hier das Meiereigebäude von Osterstedt, Hauptstraße/Alsen 36, heute auch schon längst nicht mehr in Betrieb).
Bei einem Besuch im ALSH in Schleswig hat Herbert Jürß dieses Dokument gefunden:
Abschrift des obigen Textes:
Ende des 16. Jahrhunderts wird die Mühle nach Ostermühlen verlegt, weil die Wasserkraft der Au nicht ausreichte, um die Mühle anzutreiben.
Ein altes Postkartenbild vom Mühlengebäude -Rückseite-
…und später ohne Mühlen-Wasserrad:
…das einmal so ausgesehen hat:
Um 1600 sind auf Ostermühlen sind ansässig:
Claus Lucht Vollhufner auf dem Hofe selbst
Wilhelm Hund ¼ Hufner auf Stickelloh -damals noch eigenständiger Ortsteil - Nähe Solterbeck´s Kuhstall
Hans Timm Kätner
Johann Güldenstedt Kätner
Claus Poppe ist zu dieser Zeit Müller. Er läßt das Grundwerk der Mühle erneuern.
Im Jahr 1613 werden abermalige bauliche Veränderungen an der Mühle erwähnt, Kosten: 72 M.
1629 Paul Homfeldt aus Bünzen wird Erbpachtmüller. Er zahlt an Pacht 32 Tonnen Roggen und 16 Tonnen Malz, je zur Hälfte fällig an Pfingsten und Martini beim Amt Rendsburg.
1668 Hans Martens aus Beringstedt ist Erbpächter der Wassermühle.
1686 Claus Martens (I.)
Er zahlt die Pacht jetzt in Dänenkronen und erhält selbst Land für 2 Scheffel Saat und Wiesen für ein Fuder Heu. Die Martens nehmen später auch die Vollhufe (den Hof selbst) in Besitz.
1700 Am 3. Juni wird die Wassermühle auf 3 Jahre an den Kirchspielvogt Peter Timm in Schenefeld verpfändet für 100 Rthlr., die er dem König geliehen.
1708 Claus Martens (II) ist Müller. Er zahlt die Pacht ebenfalls in Dänenkronen.
1711 In Schenefeld wird eine Wassermühle gebaut (beim heutigen Luisenbad). Dadurch verliert Ostermühlen einen Teil seines Einzugsgebietes.
1713 soll der Hof wüst gelegen haben, was jedoch nicht verbürgt ist.
Die Schweden fanden den Hof wohl auf der Karte verzeichnet, jedoch nicht in Wirklichkeit vor. Die Folge war eine doppelt so hohe Einquartierung und Requirierung für Beringstedt.
Siehe hierzu die obige Karte. Die Dorfbewohner hielten wohl damals zusammen und haben den Soldaten den Weg nach Ostermühlen nicht gezeigt. Der endete damals wohl auf einem Acker … Das dahinter noch ein Hof kommt, haben sie wohl nicht verraten, denn Osterstedt liegt ja eigentlich näher dran an Ostermühlen.
Die Karte (siehe oben) wurde 1795 erstellt.
1741 Claus Hadenfeldt (*1700) aus Beringstedt ist Hufner und Erbpachtmüller.
Sein Vater ist Henning Hadenfeldt (Sohn des Hans Hadenfeldt, Beringstedt, welcher 1637 vier Reichsthaler zur Anschaffung der geschnitzten Kirchenkanzel zu Schenefeld stiftete), verheiratet mit M. Thoden – 2 Söhne: Karsten und Claus.
Er wird der Schwiegersohn von Claus Martens II., verheiratet mit der einzigen Tochter Elisabeth, *1705, geb. Martens, (5 Kinder: Hans *1728, Liesbeth *1730, Claus * 1733 und Trinke *1734, Detlef *1744. -lt. Familienchronik Hadenfeldt, Seite 127-).
An Pacht zahlt er 77 Dänenkronen und außerdem 150 M für das überlassene Mühlenzubehör.
Im gleichen Jahr `stehlen´ Eggert Ehlers und Eggert Gribbohm in Puls und Hans Sierck in Seefeld das Wasser der Mühlenbek. Auf Beschwerde von Cl. Hadenfeldt erhalten sie vom Amtmann die Auflage, innerhalb von 4 Tagen den ursprünglichen Zustand wiederherzustellen und künftig nicht mehr zu stauen.
Die Besitzungen auf Stickellohe, drei 1/8 Hufen gehen über in den Besitz der Hadenfeldts.
1757 Nach dem Tode von Cl. Hadenfeldt verwaltet seine Ww Elisabeth Hof und Wassermühle mit 6 unmündigen Kindern.
Hans Hadenfeldt *1728, ältester Sohn von Claus H. *1700 wird Mühlenpächter und Hofbesitzer.
1788 Trienke Holm, geb. Hadenfeldt, verheiratet mit Hans Holm in Schenefeld, Schwester vom vorgenannten Hans H. und Elsabe Cath. Martens in Windbergen, Nichte von Hans H. verwalten Hof und Mühle. Elsabe überläßt ihren Anteil bald an Trienke Holm.
1796 Das Erbe übernimmt Anna Voß, geb. Holm, älteste Tochter der Trienke Holm. Sie ist verheiratet (1788) mit Marx Voß (I).
Ein Kartenausschnitt aus dieser Zeit:
Beringstedt war noch ein reines Bauerndorf und Ostermühlen lag weit abseits.Richtung Osterstedt
Anmerkung 2022: Auf dem Hof Ostermühlen (jetziger Besitzer Michael Lüke) gibt es an der Rückseite vom Stallgebäude zwischen dem 1. Gebäude (am Teich) und dem 2. Gebäude, in dem der ehemalige Amtsvorsteher Voß (Ost-West-Ausrichtung, um 1900) sein Domizil hatte, einen verfallenen alten Schweinestall, den Herr Lüke restaurieren lassen möchte. Bei einer Besichtigung im Sommer 2022 habe ich (Rita Bokelmann) dort einen alten, an den Rändern verkohlten Eichenbalken gesehen, der die Aufschrift enthält: ANNA VOSSEN 1810. Dieser ist höchstwahrscheinlich wiederverwendet worden nachdem das Wohngebäude im Jahr 1820 abgebrannt ist. Alles was damals noch brauchbar war, wurde aufbewahrt und irgendwann wiederverwendet und ein alter Eichenbalken hatte schließlich seinen Wert.
Sein Sohn
1809 Marx Voß (II) (*7.9.1789 +20.6.1834) heiratet am 11.11. die 24jährige Jungfrau Wiebke Vollstedt (*30.9.1785 +23.10.1864) von Reher. Sie ist die Tochter des Hufners Hinrich Vollstedt und seiner Frau Catharina, geb. Reimers, in Reher.
Da jetzt Marx Voß (II) Königlicher Erbpachtmüller ist, benötigt er für die Heirat eine Kgl. Conzession, die er bei der Trauung in Schenefeld vorlegen muß. So streng waren seinerzeit die Bräuche!
Anmerkung von Otto Bolln:
Wiebke, geb. Vollstedt, war eine Schwester unserer Urgroßmutter Abel Bolln. geb. Vollstedt. Marx Voß II und unser Urgroßvater Claus Bolln in Reher waren also verschwägert. Großvater Hans Bolln war somit der Vetter zu den vielen Kindern auf Ostermühlen. Diese Verwandtschaft wurde in loser Form auch in den folgenden Generationen fortgeführt und unser Vater Eggert B. und der spätere Erbe Hermann Voß waren immer noch befreundet und wir Kinder wurden auf dem Hof immer sehr nett aufgenommen, insbesonders durch die Frau des Hermann Voß, Cäcilie, geb. Holm. Kurz -Hermann und Cäcilie vun de Möhl- genannt wegen der vielen anderen namens Voß in Beringstedt und Umgebung.
1812/13 im sogenannten Kosakenwinter kam der Hof Ostermühlen insofern glimpflich davon, als dass die von den Soldaten sehr begehrten Pferde rechtzeitig vorher tief im Wald in einer großen bedeckten und getarnten Grube verborgen wurden. (So geschehen auch in Aukrug)
1818 Weil Marx Voß II die Arbeit mit der Wassermühle alleine nicht mehr schaffen konnte, läßt er auf Stickelohe eine Windmühle errichten.
Auf diesem Flurkartenausschnitt (Stand 1961) wird das Flurstück westlich vom Ostermühler Teich als Windmühlenkoppel bezeichnet. Auch der einstige Straßenverlauf, direkt am Wohnhaus Ostermühlen entlang ist hier noch zu sehen. Nach der Flurbereinigung wurde beim Ausbau der Ostermühler Straße der Verlauf geändert. Er führt heute in einem weiten Bogen um den Hof Ostermühlen herum. Auch die S-Kurve Osteresch/Loftland bei der ehemaligen Ziegelei wurde hierbei entschärft und im weiteren Verlauf begradigt.
Sein Sohn
1809 Marx Voß (II) (*7.9.1789 +20.6.1834) heiratet am 11.11. die 24jährige Jungfrau Wiebke Vollstedt (*30.9.1785 +23.10.1864) von Reher. Sie ist die Tochter des Hufners Hinrich Vollstedt und seiner Frau Catharina, geb. Reimers, in Reher.
Da jetzt Marx Voß (II) Königlicher Erbpachtmüller ist, benötigt er für die Heirat eine Kgl. Conzession, die er bei der Trauung in Schenefeld vorlegen muß. So streng waren seinerzeit die Bräuche!
Anmerkung von Otto Bolln:
Wiebke, geb. Vollstedt, war eine Schwester unserer Urgroßmutter Abel Bolln. geb. Vollstedt. Marx Voß II und unser Urgroßvater Claus Bolln in Reher waren also verschwägert. Großvater Hans Bolln war somit der Vetter zu den vielen Kindern auf Ostermühlen. Diese Verwandtschaft wurde in loser Form auch in den folgenden Generationen fortgeführt und unser Vater Eggert B. und der spätere Erbe Hermann Voß waren immer noch befreundet und wir Kinder wurden auf dem Hof immer sehr nett aufgenommen, insbesonders durch die Frau des Hermann Voß, Cäcilie, geb. Holm. Kurz -Hermann und Cäcilie vun de Möhl- genannt wegen der vielen anderen namens Voß in Beringstedt und Umgebung.
1812/13 im sogenannten Kosakenwinter kam der Hof Ostermühlen insofern glimpflich davon, als dass die von den Soldaten sehr begehrten Pferde rechtzeitig vorher tief im Wald in einer großen bedeckten und getarnten Grube verborgen wurden. (So geschehen auch in Aukrug)
1818 Weil Marx Voß II die Arbeit mit der Wassermühle alleine nicht mehr schaffen konnte, läßt er auf Stickelohe eine Windmühle errichten.
Auf diesem Flurkartenausschnitt (Stand 1961) wird das Flurstück westlich vom Ostermühler Teich als -Windmühlenkoppel- bezeichnet. Auch der einstige Straßenverlauf, direkt am Wohnhaus Ostermühlen entlang ist hier noch zu sehen. Nach der Flurbereinigung wurde beim Ausbau der Ostermühler Straße der Verlauf geändert. Er führt heute in einem weiten Bogen um den Hof Ostermühlen herum. Auch die S-Kurve Osteresch/Loftland bei der ehemaligen Ziegelei wurde hierbei entschärft und im weiteren Verlauf begradigt.
1820 in Ostermühlen brannte das Wohnhaus ab. Es wurde fest an der Straße wieder
aufgebaut.
1834 Hinrich Voß *22.2.1811 + 7.5.1861, Sohn des Marx Voß II, führt einen Prozess, weil einige Bauern den für sie lästigen Mühlenzwang ignorieren und bei anderen Mühlen mahlen lassen, z. B. in Hanerau.
Die Hufe Ostermühlen umfaßt zu dieser Zeit 197 Tonnen urbares und 31 Tonnen nicht urbares Land
1854 wird der Mühlenzwang in Holstein aufgehoben und es wird 1856 eine Entschädigung festgesetzt vom königl. Obergericht in Glückstadt (mehr als 12 000 Thaler).
Von den 16 in Holstein vorhandenen Zwangsmühlen war dies die weitaus höchste Entschädigung.
1861 Hinrich Hermann Voß *14.12.1839 +23.1.1921 folgt als Hofbesitzer. Er ist verheiratet mit Cath. Sophie Lindemann *1846 +1909 aus Beringstedt. Tochter des Dorflehrers.
Hinrich H. Voß wird später Amtsvorsteher.
1864 am 23.10. stirbt Wiebke Voß (geb. Vollstedt am 39.9.1785 in Reher) im Alter von 79 Jahren. Witwe des Müllers Marx Voß II und Verlehntsfrau. Von ihren 11 Kindern starben 4 vor der Konfirmation und 4 nach der Konfirmation, 3 Kinder leben.
Nachdem der Mühlenzwang aufgehoben war, mußten die Müller Anstrengungen unternehmen um Kundschaft zu halten.
Die Wassermühle wird daher umgebaut, ein Damm geschüttet und der Möhlenbek (Mühlenbach) im Jahr 1868 zum See aufgestaut.
Eine alte Postkarte von ..???... zeigt das Mühlengebäude -Rückseite-
und ein weiteres Bild ohne Mühlenrad. Sowie die Straßenseite vom Mühlengebäude
das alte Mühlenrad:
...das rechte Bild zeigt das kleinere Nebengebäude (Westseite).
Das Wasser fällt jetzt 6 Meter tief auf das Mühlenrad und entwickelt weitaus mehr Kraft als bisher. Drei Mahlgänge, auch für Graupen und Grützen, werden eingerichtet. 1870 wird die Windmühle verkauft und abgebrochen, weil sie nicht genügend frequentiert wird. In Lütjenwestedt wird sie wieder aufgerichtet.
Timm Kröger *1844 +1918 aus Haale, Justizrat in Kiel und ein in Holstein bekannter Schriftsteller, war verwandtschaftlich mit dem Hof Ostermühlen verbunden. Er hat den Hof oft besucht und ihm ein Denkmal gesetzt in seiner Novelle `Dreschermelodie´. (Ob eine Verwandtschaft zum Beringstedter Hof Kröger ,Alte Dorfstraße -abgebrannt- (Bruder in Seefeld) bestand ist nicht erwiesen, jedoch gibt es in Haale einen Kröger-Hof, zu dem der vorgenannte Timm Kröger gehört).
Die Erbpachtmüller haben ihre Mühle nicht immer selbst bedient. Dazu hatten sie die von ihnen bezahlten Müllergesellen, meistens mehrere, weil auch nachts gemahlen werden mußte. Alle, Pächter, Müller und Gesellen mußten einen Eid auf den König leisten.
Nach der Jahrhundertwende wird
Hermann Voß Hofbesitzer. Ihm folgt sein Sohn
Hinrich Voß *1896 +1949 verheiratet mit Kathrine Voss, geb. Kröger *1901 +1981.
Er stirbt früh und es folgt sein Sohn
Hermann Otto Voß *1928 +2009
Die Frau vom letzten Müllermeister: