Der alte Landweg               Straßenbau                Beringstedt – Puls               Fohrsberg                 

 

Dieser alte Kartenausschnitt von 1795 wurde im Internet veröffentlicht

Alte Fuhrt nach Puls   

1790 Puls Beringstedt Ostermühlen u Osterstedt

Dieser Kartenausschnitt wurde von Tanja Nielsen, Osterhof, zur Verfügung gestellt.

Der Kartenausschnitt zeigt den südlichen Teil von Beringstedt mit dem Weg nach Puls, der mitten durch die Mühlenbek verlief, heute auch FohrsAu genannt.

Bereits um 1769 wurde dieser Weg angelegt.

Die Mühlenbek hatte in ihrem Verlauf über die Zeit eine sandige Abbruchkante ausgewaschen an der Nordseite. Daher der Name Fohrsberg. Diese Abbruchkante wurde im Laufe der Zeit an den zugänglicheren Stellen abgeflacht um hier mit Pferd und Wagen einen Weg zu finden, der durch den Bach in Richtung Schenefeld führte. Denn Beringstedt gehörte einst dem Kirchspiel Schenefeld an und fleißige Kirchgänger, z. B. die Familie Hadenfeld, hatten hier, ihrer Pflicht gemäß eine Fuhrt geschaffen, um am Sonntag zur Kirche zu fahren. Von diesen Fuhrten gab wohl noch weitere in dieser Zeit (z. B. nach Ostermühlen).

Eine weitere alte Karte von 1880:            hier:  Ein kleiner Ausschnitt. Dieser geht im Süden leider nur zur bis zur Mühlenbek

Ausschnitt 11

Für den Straßenausbau Beringstedt – Puls wurde der Fohrsberg abgetragen (siehe Bild unten).

Ausbau Straße Fohr ...diese Bild befindet sich im Beringstedter Archiv

 

Auszug aus dem HEIMATBUCH DES KREISES RENDSBURG, bei dem der Beringstedter Dorflehrer Max Göttsche mitgewirkt hat bei dem Bericht über Beringstedt:

Der ganze Landstrich zwischen Fohr und Ostermühlen war früher Heideland. Durch die führten kreuz und quer Wagenspuren. Von Süden nach Norden ging der Alte Landweg, vom Pulser Mühlenweg durch den jetzigen Ostermühler Teich, dann gradlinig über den Haag nach Todenbüttel (noch heute heißt dort ein Weg: `Am Haag´). An der alten Fuhrt durch den Mühlenbek stand in früheren Zeiten eine Kate `Stickelsloh´ genannt (siehe: Die Geschichte von der Swatten Greet, hochdeutsch: schwarze Grete). Die letzte Besitzerin soll sich das Leben genommen haben. Sie ist dann in der Auböschung begraben. Ältere Leute haben als Knaben Reste vom Sarg gesehen. Schwart Greet soll jetzt in der Mitternachtszeit im Mühlental am Fohrsberg noch umgehen!!

Das Gebiet am Fohrsberg war einst sandiges Heideland und somit für die Landwirtschaft eher ungeeignet. Als dann, Ende des 18. Jhrdts., die Beringstedter Landflächen unter den hiesigen Hofbesitzern aufgeteilt wurden (jeder bekam ein Stück Wald-, Acker- und Weidefläche. Zuvor bestand die ALMENDE d.h. jedes Dorf bewirtschaftete die Flächen in Gemeinschaftsarbeit) fand der Landmann Ehler Holm hier eine Bronzene Figur, die er damals fälschlicherweise für Gold hielt.

siehe hierzu Historisches/Fohrsberg

1887 wurde dann entdeckt (vom Landbesitzer Jürgen Hadenfeldt, siehe Hofgeschichte Friedenstr. 16), daß hier bereits in der späten Steinzeit Menschen gelebt haben müssen, die hier Hünengräber errichteten. Ein Abdeckstein eines dieser Hünengräber steht heute in der Dorfmitte, gegenüber dem Ehrenmal, In der Marsch, der hier zu Ehren von Kaiser Wilhelm I aufgestellt wurde.  siehe: Historisches/Der Beringstedter Schalenstein

Damals führte ein Sandweg in Richtung Schenefeld. Es gab 2 Fuhrten durch den Mühlenbach und bei schlechtem Wetter und hohem Wasserstand dürfte es sehr schwierig gewesen sein, diese zu passieren. Siehe nachfolgende Handzeichnung aus dem Beringstedter Archiv: Sie stammt von 1972 und wurde von Ernst W. Bötel angefertigt. Das Original befindet sich im ALSH in Schleswig:

detailierter Lageplan

Dann entstand eine Schotterstraße, die mit zertrümmerten Steinen befestigt wurde. Alle Landmänner in Beringstedt hatten damals Hand- und Spanndienste für die Regierung zu leisten und so wurden die Straßen nach und nach befestigt, bis dann die Teerstraßen (Asphalt) gebaut wurden. Zu der Zeit gab es bereits eine Brücke über den Mühlenbach (Mühlenbek, Fohrsau).

Bauarbeiten an der Fohrsau für website

Diese Bilder wurden von Frau Voß-Schalkalwies (Heide) zur Verfügung gestellt. Sie ist eine weitläufig Verwandte der Familie Fischer, Fohr 1, und gehört einer Genealogischen Vereinigung an, die ein Grabstein-Projekt angelegt hat für ganz Deutschland (siehe Internet: genwiki Grabsteine genealogie)

Brückenbauarbeiten bei Fischer Fohr für website

 

Zum Thema Fohr/Fohrsberg finden sich im Beringstedter Heimatbuch 1 (Beringstedter Archiv) folgende Berichte damaliger Beringstedter Schüler:

 

Chausseebau Beringstedt – Puls

Abschrift aus dem Heimatbuch 1, Seite 73 u 74, vom 11.3 1926

An einem sonnigen Februartag wandere ich den Weg nach Puls. Auf dem aufgewühlten Sandweg gehe ich. Zu beiden Seiten sind die sauber geklopften Gräben, die sonst immer mit Gras und Gestrüpp bewachsen waren. Ich schaue über die verödeten Knicks auf die frischen grünen Wiesen und die bestellten Äcker. Stubben, kleine Bäumchen und Gebüsch liegen an den Seiten des Weges. Sie haben auch kurz vor ihrem neuen Erwachen den Tod gefunden. Frau Sonn kann im Sommer ihre goldigen Strahlen nicht mehr auf die Blätter werfen. Zu diesem ist wohl nur der Chausseebau schuld. Wie war es doch eine Freude, wenn man durch die schweigende Flur ging und das Säuseln in den Blättern hörte. Und wenn man dann durch den losen Sand pilgerte und man wurde von beiden Seiten von Knicks umgeben. Dann war es eine Freude. Durch die Sträucher sehen wir das Vieh grasen und die silberwogenden Kornfelder. Es war richtig eine Freude. Jetzt aber ist´s versteint, verödet. Wenn wir jetzt im Sommer die ungefähr 8 m breite Steinstraße wandern sollen, ist es lange nicht so ländlich mehr. Schau, dort nehmen Arbeiter einen Wall weg. Oh, hier ist ein großes Stück von einem bestellten Acker abgeschnitten. Auf der anderen Seite ist dasselbe bei einer Wiese gemacht, damit die Chaussee eine gerade Richtung erhält. Mit Loren wird Sand hin- und hergefahren. Dieselbigen werden von 2 starken Pferden gezogen. Vom Fohrsberg soll noch 15 m abgefahren werden. Schau, auf dem Wall und vor dem Wall sitzen Arbeiter und verzehren ihre Mittagskost. Der ganze Weg von Beringstedt nach Puls sieht romantisch aus. Bei diesem Baum ist die Zahl der Arbeitslohn geringer geworden und die Leute haben für einige Wochen ihre Arbeit und ihr Geld. Für die Bauern ist die Chaussee sehr nützlich. Für die stillliegende Flur wird in Zukunft das Wagengeratter, Tuten und Flöten ein Grauen sein.

angefertigt von Auguste Schlömer.

abgeschrieben von Otto Kaufmann

 

Chausseebau durch den Fohrsberg

Abschrift aus dem Heimatbuch Beringstedt I, Seite 74 u 75, übersetzt in die lateinische Schrift:

An einem trüben Frühlingsmorgen gingen wir einmal nach dem Fohrsberg, um zu sehen, wie weit der Chausseebau dort ist. Die Lerche läßt ihre herrlichen Lieder erklingen. Es sind hier zwei Schienenstränge gelegt. Der eine Strang geht bis zum Pulser Berg. Der andere etwas hinter den Erlenbruch. Im Ganzen sind hier 19 fleißige Arbeiter beschäftigt. Davon werfen 14 den gelben Sand auf die Loren. Die anderen heben die Gräben aus. An der Seite stehen weiß-rote Nivelierstangen. Auf dem längsten Schienenstrang stehen 5 und auf dem zweiten 3 schwarze Loren. Zwischen den Strängen liegen zentnergroße Steine. Ab und zu läßt der Kiebitz seinen bekannten Ruf erschallen. Zu Herrn Bruhns Koppel ist eine schöne Auffahrt gemacht. Von der Koppel geht eine steile Böschung herab, an welcher ein Rad steht und Rucksäcke und Körbe liegen. Die starken Loren sind vollgeworfen. Jetzt fahren dieselben ab. Nach kurzem Fahren sind sie bei der Brücke angelangt. Der Sand wird ausgeschüttet. Die Männer schieben die Loren wieder hinauf. Zum Erlenbruch wird nun auch Sand gefahren. Zwei Loren sind schon da. Die 3. kommt hinterher. Ein Mann stellt sich hintenauf. O! was da oder? Die Lore geht sacht vornüber. Sie ist entgleist. Der nasse Sand wird ausgeschüttet und auseinander gestreut. Die Lore wird wieder auf die Schienen gehoben. Nun gehen wir nach Hause.

12.4.1926   Friedrich Martens

 

Bei der neue Fohrsbrücke

Angefertigt von Klaus Wieben, abgeschrieben von Magda Schmoock, Heimatbuch 1, Seite 75 u 76

Ich gehe der Fohrsbrücke zu. Ach, was ist denn da? Etwas weißliches schimmert mir entgegen. Wohl eine neue Brücke? Ja, wirklich! Nun, die und ihre Nachbarschaft wollen wir uns doch einmal ansehen. Am kleinen, munteren in der Sonne blitzenden Bach, an den eine Brücke gemacht wurde, sind oben vor dem neuen Bauwerk seine genauen Grenzen gezeigt. Pfähle und Buschwerk nämlich sind hier seine Ufer. Ungehindert, nur das eine Wand ihn auf kurze Zeit zerteilt, läuft er über Steine und von Arbeitern verworfenen Ton unter der kühlen Brücke durch.  Während er, über das neue Ding verwundert, es betrachtet, starren graue Felswände ihn an. Einige Sandkörnchen, die von oben hernieder purzelten, nimmt er noch mit. Dann umgeben Büsche und Farnkräuter ihn wieder. Eine blaue Libelle schwirrt mit ihm. Zu beiden Seiten auf der Brücke stehen drei dicke Pfeiler, die sich die Hand reichen durch eiserne Stangen. Loser staubiger Sand liegt zwischen ihren schwarzen Balken von der alten Brücke und ungebrauchte Steine liegen noch herum. Eine alte Eiche, die den ganzen Abbruch mit angesehen hat, steht in tiefer Trauer und klagt. „Wer wird mir jetzt die Freundin ersetzen?“

6.6.1926

Die neue Chaussee Beringstedt – Puls

Heimatbuch 1, Seite 79

Es ist an einem trüben Herbsttage. Der erste Frost hat sich gezeigt. Da wandere ich einmal nach der von Ehler Ruge 0,7 km weit entfernten neuen Chaussee. Ein Nebelschleier verhindert die Aussicht. Rechts ist fast gar kein Knick. Links auf dem Knick ist niedriges Gestrüpp. Schau, dort lieben Stubben vom vorherigen Knick. Manche Koppeln haben nun neue Einfriedigung bekommen. Alle 100 m steht ein Kilometerstein. Kieshaufen liegen auf dem noch losen Fußsteig. Hier findet man niedrige Böschungen und schräge Auffahrten. Ein besserer Knick zeigt sich. Sieh, dort ist das 0,30 m tiefe Röhrensiel. Dort sind schon erhöhte Auffahrten, denn man hat sich durch den Fohrsberg gearbeitet. Die Koppeln rechts und links liegen höher als der Weg. Daher sind auch die Böschungen, welche mit Gras und Kök (?) bewachsen sind, höher. Jetzt geht´s bergab, denn das Bett der Fohrsau ist nah. Schau, dort links ist der zugeschüttete Erlenbruch. Auch rechts im kleinen Wäldchen ist etwas davon. Dort stehen eine Tanne und eine Eiche. Beide führen den Kampf mit dem Efeu. Bei der Tanne hat der Efeu den Sieg bald errungen. Eine knorrige Esche bereitet ihre Zweige weit über den Weg. Mittlerweile gelange ich an die erhöhte und mit Kleinpflaster versehene Fohrsbrücke. Hier ist man 1,5 km von Ehler Ruge entfernt. Jetzt geht´s bergauf bis Puls. Der Blumengarten des Besitzers Fischer wurde sonst durch einen Steinwall vom Wege getrennt. Dieser wurde mit zur Chaussee verwendet, wird jetzt aber durch Anzucht einer Lebensbaumhecke ersetzt. Auf der Grenze mache ich halt und trete meinen Rückweg an.

Die Länge der Chaussee beträgt auf Beringstedter Gebiet 1,24 km. Die Gesamtlänge aber 2,3 km. Die Breite der Chaussee ist 8 m und der Grandbahnbreite ist 3 ½ m. Die Grandbahn wird geschützt durch Sperrsteine, die in einer Entfernung von ungefähr 100 m liegen und fast jeden Tag auf eine andere Seite gelegt werden. Die Stärke der Packlage ist 10 cm und die der Decklage 9 cm. Es wurde an Erde 10.700 cbm ausgehoben. An dem Chausseebau beteiligten sich Beringstedt und Puls. Schenefeld hatte keinen Anteil am Bau, hat infolgedessen auch keine Chaussee bekommen. Für Beringstedt und Puls hat die Chaussee einen großen Vorteil. Nämlich Puls hat einen besseren Weg zur Hauptbahnstation oder zum Moor. Die Besitzer der Äcker und Wiesen haben ebenfalls einen besseren Weg. Der Unternehmer dieses Baues war Koch aus Schenefeld. Der Vertrag wurde am 1. Dezember 1925 geschlossen. So begann man das Werk Mitte Dezember. Und schon im Oktober 1926 war das Werk vollbracht. Am 23. desselben Monats schon wurde die Chaussee der Gemeinde übergeben. Die Kosten der Chaussee kamen auf 52.158 Mark.

Helmi Göttsche, 11 ½ Jahre alt  (Tochter des Dorflehrers Max Göttsche)

 

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