Männer-Gesangverein Beringstedt

später Gemischter Chor

Gründung 1908

Das deutsche Sprichwort legt dem Gesang eine so hohe Macht bei, daß es meint: „Der Singende ist keiner Schlechtigkeit fähig.“  Jedem ist das Wort bekannt: „Wo man singt, da laß dich fröhlich nieder, böse Menschen haben keine Lieder.“ In diesem geflügelten Volksspruch liegt ein großer Kern Wahrheit. Denn die Töne des Liedes veredelt die Neigung, besänftigen die Leiden- schaft, erzeugen hochherzige Tugend und erwecken aufopfernde Vaterlandsliebe. Es ist eine wundersame, fast unbezwingliche Gewalt die der Gesang auf jedes unverdorbene Menschenherz ausübt. „Es schwinden jeden Kummers Falten, solang des Liedes Zauber walten.“

Dies waren auch die Motive, die eine Anzahl Verehrer der edlen Sangeslust hierorts zusammen führte in dem Bestreben, in freudig ernster Vereinigung den kräftig schönen Männergesang zu pflegen. Der Verein ist gegründet und will durch gemeinsame Arbeit ideale Güter erstreben und erreichen. Zur Freude und Fröhlichkeit aller seiner Mitglieder will der Gesangverein biederen Männer die edle Sangeskunst pflegen und denselben Gelegenheit geben, sich an dem Wohlklang der Töne, an der Schönheit der Harmonie zu ergötzen und zu erfreuen. Es will denen, welche die schöne Gottesgabe des Gesangs versagt ist, aber trotzdem Gesangesfreunde sind eine reine edle Freude bereiten durch Vortrag guter Trost. Er will sich bemühen, Feste gesanglich zu verschönern und will dafür sorgen, daß besonders vaterländische Feiern der gesangliche Schmuck nicht fehlt. Es braucht wohl kaum gesagt zu werden, daß der Gesangverein vor allen Dingen geistliche Zucht, rechte Lebensklugheit, gesunde Fröhlichkeit, rechten Lebensernst sowie brüderliche Liebe pflegen und fördern will. Darum Ihr biederen Sangesfreunde, opfert Eure Zeit, schont keine Mühe die schöne Gottesgabe des Gesangs an Euch wirken zu lassen: „Im Takte fest, im Tone rein, soll unser Tun und Singen sein“. Ein Hoch dem harmonischen Klang und allen seinen Freunden!

Aus den vorhin erwähnten Motiven wurde der Gesang-Verein Beringstedt 1908 ins Leben gerufen. Die erste Übung wurde am 11. Januar unter Leitung des Herrn Lehrer Thomsen im    1. Klassenzimmer der hiesigen Schule abgehalten. Nachdem der Verein schon auf der Kaiser-Geburtstagsfeier des ebenfalls neugegründeten Kriegervereins das Fest durch Vortrag einiger Lieder hatte verschönern helfen, traten Anfang Februar 5 Mitglieder zur provisorischen Ausarbeitung des Statuts zusammen, welches dann den versammelten aktiven Mitgliedern zu Genehmigung vorgelegt und nach Änderung einiger Punkte von denselben gutgeheißen wurde. Leider wurde uns bei dieser Gelegenheit durch entstandene Meinungsverschiedenheiten ein gern gesehenes Mitglied wieder entfremdet. Es wurde sodann zur Wahl eines Vorstandes geschritten und wurden gewählt: Herr Lehrer Thomsen als Dirigent, Hermann Vohs (heute schreibt man Voß oder Voss) als Vorsitzender, Hans Looft als Cassierer, Julius Thomsen als Schriftführer und Heinrich Bruhn als Beisitzer.

Die Übungen wurden im 1. Klassenzimmer der hiesigen Schule abgehalten. Der Dirigent erhält für eine Bemühung pro Übungsabend 1 M (Mark).

Auf Antrag einiger Mitglieder ist eine Versammlung der Sänger auf heute, den 10. März 1908 im Lokale des Herrn E. Vohs (Ehler Voß, Gastwirtschaft, Steinbergstraße, später Lenschow) angeraumt. Leider muß die mangelhafte Beteiligung seitens der Mitglieder gerügt werden.

Auf der Tagesordnung stehen:

  1. Besprechung über Einführung auf den Vereinsbällen
  2. Eintrittsgeld der aktiven und passiven Mitglieder
  3. Beschlußfassung über den 1. Vereinsball
  4. Sonstiges

Nachdem die Beschlussfähigkeit der Versammlung festgestellt ist,

wird zu Punkt 1 der Tagesordnung beschlossen: Jedes aktive unverheiratete Mitglied ist berechtigt auf den Vereinsfeierlichkeiten eine Dame dann frei einzuführen. Die Teilnahme der auswärtigen Gäste kann unter der Bedingung erfolgen, daß selbige für das laufende Quartal Mitglied werden gegen Zahlung eines Eintrittgeldes von M-50 (Mark =100 Pfennige minus 50, also 50 Pfennige) und des vierteljährigen Beitrags von M-75 (25 Pfennig).

Betreffs Punkt 2 wird beschlossen: Das Eintrittsgeld wird von jetzt ab für aktive wie für passive Mitglieder auf 1 M erhöht.

Punkt 3: Die Abhaltung des ersten Vereinsvergnügens

zu Punkt 4: Sonstiges wird

1. Beschlossen: Über Beschlußfassungen und Gespräche in den Versammlungen wird den Mitgliedern Verschwiegenheit bei Strafe bis zu 5 M empfohlen.

2. Auf den Bällen ist das Tanzen mit brennender Zigarre bei Strafe von 50 Pf verboten. Ebenso soll das Aufbehalten der Kopfbedeckung vermieden werden.

Beringstedt, den 10. März 1908

 

Der Vorstand:

Thomsen                             Dirigent

Herm. Voß                           Vorsitzender

H. Chr. Looft                       Cassierer         

Julius Thomsen                  Schriftführer

H. Bruhn                              Beisitzer                                            

 

Abschrift (im März 2020) aus dem Protokollbuch des Gesangvereins Beringstedt:

Übersicht der Tätigkeit des Vereins im verflossenen Jahre, aufgestellt am 15. 2. 1911

Anläßig der diesjährigen Jahreshauptversammlung gereicht es uns wohl zur allgemeinen Freude einen Rückblick auf die Tätigkeit des Vereins im verflossenen Jahr tun zu dürfen. So gelang es uns ja nach mehreren verhergegangenen Versammlungen ein Sängerfest hierorts zu veranstalten, welches dem Gesangverein nicht nur bei Gönnern sondern auch bei Nichtmitgliedern in bessere Beziehungen gestellt hat. Ferner ersieht man in der Zunahme der passiven Mitglieder ein wachsendes Interesse an den Gesangverein. Leider war zu unserem Unternehmen die Witterung nicht hold, wodurch es manchen nicht vergönnt war an dem Feste theilzunehmen. Da wir bis dahin keinem Verbande angehörten waren wir von Dankbarkeit erfüllt als die Gesangvereine Hohenwestedt, Hademarschen, Lütjenwestedt, Todenbüttel und Innien zusagten und mit fast der ganzen Stärke der Vereine erschienen. Trotz der ungünstigen Witterung gelang es uns doch eine Einnahme von 382,70 Mark zu erzielen, was doch auf eine Rege Betheiligung schließen läßt, leider hatten wir aber auch eine enorme Ausgabe von 192,70 Mark, also restlich uns ein Reingewinn von 190 Mark welcher zinstragend bei der Darlehenskasse hier belegt ist und wohl als Fahnenfond gelten dürfte.

In Dankbarkeit gedenken wir der Tätigkeit der Einwohner und hauptsächlich des Festcomitees bestehend aus den Herren H. Looft, H. Bruhn, H. Kracht, H. Timm, J. Harms und A. Nuppnau welche wesentlich zur Hebung der Stimmung und Ausschmückung des Ortes beitrugen und den Vorstand in jeder Weise unterstützten. Bei dieser Festlichkeit wurde ferner von unserem Verein die Gründung eines Bundes der Nachbarvereine angelegt, was mit dem Resultat endete für später eine Diligierten-Versammlung einzuberufen. So wurde denn am 16.12.1910 von unserem Verein eine Diligierten-Versammlung anberaumt, die Vereine wurden vertreten von den Herren Lehrer Dunker und M. Kock Todenbüttel, H. Butenschön und H. Pohlmann Lütjenwestedt, und B. Rohwäder, J. Evers und W. Lamprecht Beringtedt und auf Berathung wurde der Sängerbund an der Westbahn gegründet. Als Bundesvorstand wurden gewählt B. Rohwäder (Vorsitzender) J. Evers (Schriftführer) und Lehrer Dunker und E. Butenschön zu Beisitzern. Ferner wurde durch eifriges Vorwärtsstreben des Vereins am 09.12. 1910 ein Ball abgehalten. Durch theatralische Aufführung und Gesangsvorträge war genannter Ball stark besucht und fiel zur allgemeinen Zufriedenheit aus. Als Aufführung wurde das echte Weihnachtsglück gegeben und wurde von sämtlichen Anwesenden mit großem Interesse verfolgt. Möge der Verein noch manches solcher Feste geben.

Angefertigt von           W. Lamprecht

            Schriftführer

Am 2. Ostertag 1911 wurde die neue Fahne des hiesigen Männergesangvereins unter großer Beteiligung der Nachbarvereine und der Einwohner des Ortes geweiht. Der feierliche Akt fand bei dem Denkmal Wilhelms I unter der rauschenden Doppeleiche statt. Lehrer Nickelsen hielt die Weihrede.     (Abschrift aus der ersten Schulchronik 1884 – 1928)

 Fahne Gesangverein Rückseite für website   Fahne Gesangverein für website

 

1954     wurde aus dem Männergesangsverein der Gemischte Chor Beringstedt. Seitdem singen auch Frauen im Chor. Notwendig wurde dies, weil die aktive Sängerzahl durch die Kriegs- und Nachkriegszeit stark abgenommen hatte.

 

 

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