Torfwerk Beringstedt / Todenbüttel
Die Firma Walter Sievers, Torfwerk Beringstedt/Todenbüttel, hat in den 1970/80er Jahren im Moor maschinellen Torfabbau betrieben. Hierzu war für eine Feldbahn eine ca. 1 km lange Gleisstrecke angelegt worden. Der ausgebaggerte Torf wurde mit Kipploren zur Verladung gebracht, gezogen von einer Lok (siehe Bilder unten). An der Verladestelle wurde der Torf dann über Förderbänder auf LKWs geladen und von dort aus weiter transportiert.
Über die Jahre kamen mehrere gebrauchte Feldbahn-Loks, Spurbreite 600 mm, im Moor beim Torfwerk Walter Sievers zum Einsatz, auch gleichzeitig:
Deutz O&K 5615 20 PS Baujahr 1934 1970 übernommen vom Bauunternehmer Feddersen, Leck
Deutz O&K 5746 20 PS Baujahr 1934 1970 übernommen vom Bauunternehmer Feddersen, Leck
Beide großen Loks besaßen bei der Übernahme durch Sievers noch Führerhausüberdachungen, die aber entfernt wurden. „Die haben nur gestört“, lt. Aussage von Herrn Sievers.
1982 Deutz V 28 18305 Baujahr 1937 zuvor im Einsatz beim Kieswerk Segrahner Berg, v. Bülow, in Gudow
Diese Lok wurde später an das Münsterländische Feldbahnmuseum in Rheine abgegeben, siehe nachfolgendes Bild:
1983 Diema 2556 Baujahr 1962 zuvor Baumaschinenhandel Berolina, Hamburg, dann 1970 Ziegeleiwerk Thomsen, Hademarschen
1983 Diema 2553 Baujahr 1962 zuvor Baumaschinenhandel Berolina, Hamburg, dann 1970 Ziegeleiwerk Thomsen, Hademarschen
1983 Diema 2489 Baujahr 1962 zuvor im Einsatz in einer Ziegelei, Kirchberg bei Kassel, dann 1968 Eugen Höfter, Dachziegelwerk Neuhausen bei Mainburg, 1973 Ziegeleiwerk Thomsen, Hademarschen
Dieses Bild wurde nicht in Beringstedt aufgenommen (siehe www.entlang-der-gleise.de)
Bilder der alten Verladestation im Moor, aufgenommen im August 2020 von Heiko Bokelmann:
Heute (2020) stehen große Teile des Moores unter Naturschutz und werden nicht mehr bewirtschaftet.
Im Frühjahr 2024 schreibt Marlene Sievers folgenden Bericht zum Torfabbau und stellt ihn für die Chronik zur Verfügung:
Torfabbau
In der Torfabbaufläche (großes Moor) wurden Drainagerohre verlegt und die Grasnarbe dann komplett abgetragen, entfernt. Die Torffläche wurde im Anschluss - in den warmen Monaten - gefräst, geeggt und nach der Trocknung mit großen Schildern hinterm Traktor in Mieten zusammen-geschoben. In diese Mieten kann Feuchtigkeit, Regen und Frost nur ca. 10 cm eindringen, so bleibt der Torf bzw. Torfmull trocken. Dann wurden auf Faschinen (sie dienten als kleiner Damm) Gleise von der Verladeanlage zu den Mieten (Torf-Lager) verlegt. Dieser Damm war notwendig, da sonst die Abraum-Maschinen versunken wären. Mit der Feldbahn (Lok) und den Loren wurde der Torf zur Verladerampe transportiert. Aufgeladen in die Loren wurde der Torf mit einem Bagger. Auf der Verladerampe wurde der Torf dann, je nach Wunsch, Bestellung und Verwendung, durch eine Mühle gegeben. Diese konnte je nach Körnung auf mittel, fein oder grob eingestellt werden. Danach wurde der Torfmull mit einem Förderband auf die Lkw´s geladen. Bei Bestellung sehr grob, kam der Torf nicht durch die Mühle, sondern direkt auf´s Förderband.
Beliefert mit Torfmull wurden: Baumschulen, Champignon-Zuchtkultur-Firmen, Friedhöfe, Gärtnereien, Gemüse- und Obstbauern, Landschaftsgärtner, die z. B. für die Straßenbepflanzung zuständig waren oder Sportplatz-Anlagen etc. Im Botanischen Garten Kiel wurde ein künstliches Moor angelegt, unter anderem mit Torf und mit Pflanzen (z. B. Wollgras, einige auch von unserem Moor) aus dem Beringstedter Moor. Auch in Privatgärten (z. B. in Kiel) kam der Torfmull zum Einsatz.
Den Fuhrbetrieb hatten: Walter u. Elfriede Sievers. Walter Sievers war mit dem Torfabbau auf einer kleinen Fläche angefangen. Danach wurde es dann weiter ausgebaut von Hans-Markus Sievers. Hierzu wurden im Beringstedter Moor am Kirchendamm Flächen zur Nutzung gekauft.
Meine Eltern, Elfriede und Walter Sievers hatten seit ca. 1950 einen Fuhrbetrieb, bei dem Elfriede Sievers die Geschäftsführerin war. Walter Sievers gehörte die Torfabbaufläche, zu der dann später weitere Flächen hinzukamen. Vor dem Torfabbau hatten sie schon Torfmull verkauft. Eingekauft wurde dieser Torfmull beim Torfwerk in Dauenhof und verkauft an Gärtnereien und Baumschulen etc. Der Kundenstamm war vor dem Torfabbau bereits vorhanden. Transportiert wurde der Torfmull auf dem Lkw, zum Teil mit Anhänger mit hohen Aufbauten. Gesamthöhe der Lkws ca. 4 Meter.
7,8 Hektar der Torfabbaufläche gehörten Walter Sievers. Hier wurde dann der Torf von Hans Markus Sievers abgebaut. Dann kamen noch ca. 2 Hektar dazu, die Hans-Markus Sievers gehörten. So wurde der Betrieb nach und nach weiter ausgebaut.
Eine Aufnahme aus dem Jahr 1982 (Oktober lt. Bildrückseite)
Von den Fahrern wurde der Torfmull dann zu den einzelnen Kunden transportiert.
Fahrer: Herbert Reimann (Schwager), zeitweilig auch im Betrieb tätig. Sowie div. andere Fahrer
und (anfangs auch) Walter Sievers. Er kümmerte sich dann jedoch mehr um die Fahrzeuge und Maschinen. Diesen Beruf hatte er gelernt.
Hans-Markus Sievers, Torfabbau und
Elfriede Sievers, Verkauf.
Büroarbeit: Marlene Sievers.
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