Die letzten Bäume der einstigen Friedensallee stehen auch heute noch auf dem kurzen Stück zwischen dem ehemaligen Kaufhaus Ruge und dem Ehrenmal auf der einen und dem Hof Seemann und dem Hof Trede auf der anderen Seite. 

   Winter Dez 1982 2                       Winter Jan 1983 2   Bilder vom Winter 1982/83

Der weitere Verlauf der heutigen Friedensstraße in Richtung Ortsausgang nach Puls wird auf einer alten Postkarte als Dorfstraße bezeichnet, aufgeteilt in: Vordere Dorfstraße -vom Ehrenmal bis zur Kreuzung beim Hof Solterbeck- und Hintere Dorfstraße -von der Kreuzung Seegensgang/Alte Dorfstr. bis zum Dorfausgang Richtung Puls. Der weitere Verlauf, ab der Friedensallee und dem hier -Ende des 19. Jahrhunderts- aufgestellten Gedenkstein für Kaiser Wilhelm I, wurde der Weg einst auch Königsweg genannt.

In der Schulchronik steht geschrieben:   1887  In diesem Jar, eben vor der Heuernte, wurde die neue Dorfstraße bis an das Südende des Dorfes fertiggestellt. Vorher schon, am 22. März, wurden zur Feier des Geburtstages unseres Kaiser Wilhelm I am Dorfteich entlang 12 Eichen gepflanzt, die zur Feier des Tages "WilhelmsEichen" geheißen wurden.

 

      vordere Dorfstraße   Hintere Dorfstraße  Wegweiser 

Kleines Bild links: Höhe Ehrenmal mit Blick nach Norden - Hof Trede (früher Rosenkranz, Ott), rechts geht´s in den Weg: In der Marsch.

Kleines Bild Mitte: Höhe Hof Solterbeck mit Blick nach Süden zum Ortsausgang (rechts geht´s in den Seegensgang), dann der ehemalige Hof Bruhn/Krey, heute M. Paulsen.

Bild rechts: In der Friedenstr. An der Einmündung zum Seegensgang stand dieser hölzerne 3-armige Wegweiser. Einige Jungs aus dem Dorf benuzten diesen Wegweiser gerne als Klettergerüst (Info aus der Erinnerung von Max Walter Voß *1934), bis er dann eines Tages abgebrochen ist...

 

Ein Schüleraufsatz aus der Schulchronik, geschrieben von Anni Grewe am 12.5.1922, aus der alten deutschen Schrift übersetzt -2018- von Gertrud Keller:

1870-71 war es, als Deutschland den großen Sieg errang. Das ganze Land war voll Begeisterung. Auch hinein in unser Dorf machte dieselbige mit eiligen Schritten. Waren doch auch aus Beringstedt Männer, die den Sieg mit erkämpft hatten. Nun kamen sie heim. Mit leuchtenden Augen. Im Gesicht stand das schöne Wort geschrieben „Sieg“. Lauter fröhliche Herzen nahmen dieses Wort auf. Ja, es war ein großes Ereignis. An diese große Tat wollten die Beringstedter noch lange erinnert bleiben. Aus Siegesfreude und Dankbarkeit pflanzten sie die Friedensallee.

Beringstedt Kaufhaus Ruge

   Haus Schmahl u Hof Trede

 

Zu beiden Seiten der Straße bei Herrn Ehler Ruges Hause (Kaufhaus) und Herrn Claus Ott´s Hause (Altenteil) beginnt sie und führt bis zum Spritzenhaus. Alle Bauern im Dorf mußten einen jungen Eichenbaum liefern. Die Tagelöhner und Knechte mußten Löcher graben. Hierin wurde der Baum gesetzt. Beim Spritzenhaus wurden 3 Eichenbäume gepflanzt. Jetzt sind es schon stämmige Eichen. Diese 3 sind von den verstorbenen Bauern Lucht, Ruge und Wendell gepflanzt. Dieselben haben mit ihren Tagelöhnern die jungen Pflänzlinge der Erde anvertraut. Endlich hatten alle Bäume ihren Platz erhalten. Das mühevolle Erinnerungswerk war gelungen. Man hatte 1-2 Tage daran gearbeitet. Eine kleine Feier wurde veranstaltet. Der Tag war herangekommen, an dem die Einweihung vollzogen werden sollte. Der damalige Lehrer Lindemann hielt eine bewegte Rede über Deutschlands Sieg. Er gab zu erkennen, daß das Vaterland hochgestiegen war. Es war den Deutschen gelungen die verhaßten Franzosen zu besiegen. Die größeren Schüler sangen nach der Rede des Lehrers ein Lied. Die jungen Bäume standen stolz da vor der versammelten Gemeinde. Sie streckten ihre Zweige aus als fühlten sie sich schon stark und mächtig und mahnten mit schallender Stimme: Wir wollen ein Andenken sein an die Ruhmesjahre, die dem Deutschen Lande widerfahren sind. Es klang wie ein heiliger Schwur. Sie haben recht gehabt. Ein Andenken an jene Zeit ist die Friedensallee geblieben. Mancher Sturm hat schon seine Macht an den Bäumen erprobt. Doch dieselben stehen fest. Sie wanken nicht. Ihre breiten Kronen neigen sich zueinander und flüstern sich von dem ruhmvollen Tag, den Deutschland erlebt hat, ins Ohr. Es war eine schöne Zeit. Wir wollen hoffen, daß unser Vaterland auch jetzt wieder hochkommt und wir einen solchen Freudentag feiern können wie 1871.

Kleiner Nachtrag von Gertrud Keller zur obigen Übersetzung: Das Spritzenhaus (Feuerwehr, siehe Bilder ganz oben) auf dem Dreieck, hinter dem Haus Ruge, wurde später als Gemeinschafts-Gefrieranlage (Gefriergenossenschaft) von den Beringstedter Bürgern weiter genutzt. Danach wurde es abgerissen. Heute steht dort die Bushaltestelle für den Schulbus. Davor liegt der Stein der St. Vitusgilde Beringstedt.

Auf dem nachfolgendem Bild kann man sehen, dass die Baumallee noch weiter reichte in Richtung Ortsausgang Puls, denn einige Bauern hatten an der Straßenseite vor ihrem Hof auch Bäume gepflanzt, die sogenannten Wilhelms-Eichen.

Friedenstraße Ehrenmal 2    Am 19.8.32 schlug ein Blitz ins Transformatorenhaus. (Dorf- u. Schulchronik)

In einem Zeitungsartikel (Tagespost, vom 10.04.1956) steht geschrieben: Beringstedt (ge) Mit Bedauern sehen nun die Dorfeinwohner, insbesondere die älteren Dorfinsassen, daß ein Teil der alten Dorfallee vom Denkmal bis zum Spritzenhaus (auf dem Dreieck) wegen Ausbau der Dorfstraße abgeschlagen wird. Die 12 Eichen wurden im Jahre 1897 aus einem besonderen Anlaß zur Verschönerung des Dorfbildes gepflanzt. Die Friedensallee, die im Jahr 1871 gepflanzt wurde, wird hiervon nicht berührt. Die Entfernung der alten Eichen ist im Zuge des Straßenausbaues Beringstedt - Puls wegen Verbreiterung der Fahrbahn notwendig.

 

Die nachfolgenden Bilder wurden zur Verfügung gestellt von Rolf Ehlers, Bad Salzdetfurth, aufgenommen von seinem Vater Friedrich Ehlers (Dorflehrer in Beringstedt bis 1964). Die Pflasterarbeiten in dieser Straße wurden 1928 ausgeführt, davor war hier Sandweg.

Foto unten: Blick in die Dorfstraße  So benannt vom Fotografen Lehrer Ehlers  -der heutige Straßennamen wurden erst 1980 festgelegt-

Friedenstraße   Blick Richtung Dorfmitte  

Nach einer Information im Jahr 2020 von Claus Voss, kamen die 1982 (wegen Ausbau) aufgenommenen Pflastersteine nach Rendsburg und wurden hier auf dem Paradeplatz neu verlegt; veranlaßt durch den Landrat Bellmann, zu dem der Bürgermeister H. Jürß eine gute Verbindung hatte.

Friedenstr Rtg Puls Blick Richtung Ortsausgang nach Puls

Am Ehrenmal 1  

 

Im Jahr 1966 werden die Eichen der Friedensallee ausgelichtet:         

Eichen lichten 1966 2   Eichen lichten unter polizeilicher Aufsicht 2   

1981/82 wird die Friedenstraße neu ausgebaut und asphaltiert. Auch die Fuß- bzw. Radwege, die es hier nur einseitig ab wurden nun auf beiden Seiten der Straße neu angelegt. Der für die Verbreiterung der Straße nötige Erwerb von 1600 gm Grundfläche wurde "freihändig" ohne Planfeststellungsverfahren durchgeführt (Info vom damaligen Bürgermeister Herbert Jürß). In weniger als 3 Tagen waren die Verträge mit den 28 Anliegern abgeschlossen. Von der Baufirma Wieben wurde die neue Straße nach zehnmonatiger Bauzeit fertiggestellt. Im September 1982 gab es dann für die ganze Gemeinde ein riesiges Straßenfest mit vielen Attraktionen: Viele verschiedene Spiele für die Kinder, Erbsensuppe vom DRK-Ortsverein, eine große Kuchentafel im eigens hierfür angelegten "Kaffeegarten", Grillwurst und -Fleisch, Fassbier und andere Getränke sorgten für einen regen Zulauf an Gästen. Auch wurden von den Kindern mehrere Hundert Luftballons auf die Reise geschickt (Initiator hierfür war das Deutsches Rotes Kreuz). Der Erlös aus dieser gut besuchten Veranstaltung solle, laut Festredner Claus Seemann, der Verschönerung des Ehrenmals zugute kommen: Blumenschalen, RuheEcke mit Bank, so sein Vorschlag. Im Festkomitee waren: Karin Wittenberg, Inge Thede, Jürgen Breiholz und Manfred Wendrich. Sie sorgten mit ihrer guten Planung für einen reibungslosen Ablauf. Die Baukosten für diese Maßnahme betrugen: 1.020 000 DM. Davon 821.000 DM für die Baufirma Wieben. Der Rest wurde für Grunderwerb, Bepflanzung und Beschilderung und Markierungen benötigt. Vom Land Schleswig-Holstein gab es hierfür einen Zuschuß von 70%. Die Auftragserteilung erfolgte durch den Kreis Rendsburg-Eckernförde.

Beginn der Ausbauarbeiten Friedenstraße   Asphaltierungsarbeiten Dez 1981 Fr

Aus der einstigen Landesstraße wurde eine Kreisstraße.

Auch die Seitenstreifen wurden ausgebaut und bekamen einen Fuß/Radweg. Dabei wurden die zuvor oberirdische verlaufenden Telefonkabel in die Erde verlegt.

Bauarbeiten Friedenstraße Verbreiterung  neuer Seitenstreifen bei Trede

Arbeiten am Seitenstreifen bei Seemann  neuer Rad und Fußweg Mai 1982

Freidenstraße Markierungsarbeiten  Markierungsarbeiten Fr str

Nach Abschluß dieser Arbeiten wurde für alle Beringstedter ein Straßenfest organisiert, bei dem viele Beringstedter zum Gelingen beitrugen:

Eine selbstgebundene Girlande gehört dazu.

 

Girlanden aufhängen 1   Girlanden aufhängen 2   Girlanden aufhängen

Die Kaffeetafel auf und vor der Diele vom Hof Seemann.

Straßenfest 1982 Kaffetafel  Straßenfest 1982 Kaffetafel 1 

Ein Grillstand mit überdachter Sitzecke

 Straßenfest 1982 Grillbude  Straßenfest 1982 Ruhezone

Kinderflohmarkt und Glücksraddrehen beim Hof Trede

Straßenfest 1982 Flohmarkt 1   Straßenfest 1982 Glücksraddrehen

Der Spielmannszug Hohenwestedt eröffnet das Fest mit einem Umzug entland der Friedensstraße.

Straßenfest 1982 Umzug mit Musik  Straßenfest 1982 Dosenwerfen bei Dörte

Der Fanfarenzug Grün-WeißTodenbüttel spielt zu diesem Anlaß.

Straßenfest 1982 Fanfarenzug Tb 1        Straßenfest 1982 Fanfarenzug Tb

 

 

Kurz darauf, im Dezember 1982, wehte bei heftigem Wind eine große Linde an der Hofeinfahrt Kaltenbach stand um:

Die alte Linde bei Kaltenbachs Dez 1982   1982 Baum bei Kaltenbach ist umgeweht

 

Bei einem schweren Sturm im Jahr 1993 wurden einige der stolzen, alten Eichen der Friedensallee umgeweht:

 

 Sturmschaden 1993   Sturmschaden Eichenallee  Sturmschaden 1993  

umgefallene Eiche 1993    

 

Um die Allee wieder zu Vervollständigen wurden neue Eichen in die Lücken gepflanzt. Die alten, stehengebliebenen Eichen wurden von einem Baumchirurgen behandel, damit sie auch in Zukunft erhalten bleiben.

 

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