Schmiedegang Die Schmiede Wensien
Aus den Aufzeichnungen, die Otto Bolln (*1900 in Beringstedt) geschrieben hat und im Beringstedter Archiv zu finden sind, sowie Ergänzungen mit Bildern und Informationen zur Haus- und Hofgeschichte von Peter Wensien, Dersau:
In dem damals noch pferdereichen Dorf Beringstedt gab es hinter dem Hof Kaltenbach, inmitten der feuchten Wiesen die Schmiede Wensien.
Vorgeschichte: Im Jahr 1740 war der Besitzer Hans Borgers.
Diesem folgte um 1800 der Besitzer Claus Timm. Claus Timm, der Jüngere (also Sohn), verkauft das Gebäude zum Abbruch und baut ein neues Haus, das jetzt Heinrich Wieben gehört
und der Hausplatz geht über in den Besitz von Johann Wensien. Der baut Haus und Schmiede.
Südansicht. Im Gebäudeteil ganz rechts befindet sich die Schmiede mit dem dazugehörigen Schornstein.
In der Sackgasse gegenüber der alten Schule (Wiesengrund) wohnte um 1900 noch ein Johann Wensien. Als Kleinkätner besaß er eine Kuh und ein kleines Stück Land. (Eine Info aus dem Beringstedter Archiv).
Weiteres zur Vorgeschichte:
1739 wird im Taufregister von Schenefeld die Geburt des Johann Christoph genannt. Er ist unehelich geboren (am 2. März). Die Eltern sollen sich bei Tönning befinden. Trotz vielem Nachfragen ist der eigentliche Ort ihres Aufenthalts nicht in Erfahrung gebracht worden. Dieses Kind ist der Witwe des August Königs in Beringstedt zur Betreuung ins Haus gebracht worden. (Als Gevatter -Paten- dieses Täuflings werden genannt: Samuel Maschmann, wohnhaft in Beringstedt, itzo zu Norder Hattstedt (Nordhastedt) wohnend, Hans Sierck aus Fahl (Vaale) und Claus Ott zu Beringstedt.) Dazu steht in einer Anmerkung geschrieben: Das Kind soll später den Namen Butendörp erhalten, weil es außerhalb des Dorfes geboren wurde.
Einhundert Jahre später wird, lt. Taufregister Schenefeld, ein Mädchen namens Elsabe getauft (am 23.12.1835) mit dem Geburtsdatum 07.12.1835. Eheliche Tochter des Hinrich Butendorf und Frau Margarethe, geb. Wensien. Drei Jahre später wird 1838 ein zweites Kind geboren und getauft: Johann Hinrich (*12.3.1838). Dieser Johann Hinrich Butendorf wird später Butterträger, Hausierer und auch Brautwerber (Heiratsvermittler). Als Pate wird, neben 2 Anderen, Peter Wensien genannt.
Dieser Peter Wensien, Schmied und Kätner, war der Vater vom nachfolgenden Claus Wensien.
Claus Wensien *1846 in Beringstedt, Sohn des Peter Wensien und seiner Frau Margaretha, geborene Hababier
Er diente bei der Kavallerie, wo er als Schmied seinen Dienst tat. Im Krieg 1870/71 ist er beim `Todesritt der Mars 1a Tour´ (im deutsch-französischen Krieg) dabei und kehrte unversehrt nach Beringstedt zurück.
Er heiratet 1879 in Todenbüttel die Dienstmagd
Wiebke Wensien, *1846 geb. Kühl aus Seefeld, Tochter des Kätners Hans Kühl und Frau Anna Margaretha, geborene Thede.
Der Sohn
Claus Wensien *1884 +1967 wird Schmiedemeister. Er ist verheiratet mit Greta Magdalena Wensien, geb. Butenschön.
Sie haben 2 Kinder: Klaus Hinrich *1914 und Hans Rudolf (siehe Familienbild).
Nach der Gründung einer Beringstedter Wassergenossenschaft im Jahr 1914 ist die Schmiede Wensien neben der Schmiede Greve (Steinbergstraße) erheblich am Bau der Wasserleitungen zu den einzelnen Haushalten in Süd-Beringstedt beteiligt.
Die beiden Söhne Klaus Hinrich und Hans Rudolf erlernen ebenfalls das Schmiedehandwerk.
Bilder aus dem Familienalbum der Familie Wensien. Feldarbeit wie sie früher üblich war mit Selbstbinder, gezogen vom Pferd.
In Gemeinschaftsarbeit mit der Stellmacherei Wilhelm Bremer (Amselweg) wurden Eisenringe hergestellt, die dann um die vom Stellmacher gefertigten, hölzernen Speichenräder gespannt wurden.
Neben der Arbeit als Hufschmied für die Beringstedter Pferde, wurden in der Werkstatt auch Reparaturen an Landmaschinen durchgeführt, Pflugschare geschmiedet und geschärft sowie Metallgitter, Hecktore und Türbeschläge hergestellt. Schleifarbeiten, das Reinigen von Mähmaschinen und der Austausch von Klingen sowie Schweißarbeiten gehörten ebenfalls zum Tagesgeschäft.
Klaus Hinrich Wensien *1914 +1960 ebenfalls Schmied und Landwirt,
heiratet Margareta Wensien *1924, geb. Holm
(sie ist die Schwester von Hans Jakob Holm, Birkenweg. Eine weitere Schwester, Anne Holm, heiratet den Bäcker Alfred Schlüter).
Sie haben 2 Kinder: Peter und Margitta.
Im 2. Weltkrieg wird Klaus Wensien eingezogen und dient im Krieg als Hufschmied. Als Kriegsverletzter (ein Bein verloren) kehrte er wieder nach Beringstedt zurück. Hier versuchte er die Schmiede weiterzuführen und wurde, weil er selbst als Schmied nicht mehr arbeiten konnte, von seinem Bruder Hans Rudolf unterstützt. Dieser arbeitete bis 1955 in der Schmiede. Danach wechselte er in die Ahlmann Carlshütte nach Büdelsdorf.
Nach dem Krieg waren in der Schmiede zwei Gesellen angestellt und im Nebenerwerb gab es eine Landwirtschaft mit 9,5 ha Land, 6 Kühe, Jungvieh, Schweine (2-3 Sauen) und 1 Pferd.
Ein Winter-Luftbild von ca. 1955 zeigt die Westseite vom Haus mit Schmiede und dem Stallgebäude. Die Bilder wurden im Okt. 2021 von Peter Wensien, aus Dersau bei Plön, zur Verfügung gestellt. Von ihm stammen zur Vervollständigung der Geschichte, die ergänzenden Fakten.
Am Gebäude gab/gibt es einen Stein mit 2 Jahresdaten 1890 und (ca.) 1905. Das erste Datum zeigt an, wann das Gebäude errichtet wurde und das Zweite, wann die Schmiede mit einem Anbau vergrößert wurde.
…………. gibt es diesen Stein heute noch ???
Ab 1956 gab es einen Traktor.
In der Werkstatt erfolgte die Umstellung auf Reparatur von Traktoren.
Diese Umstellung auf die neuen Techniken hat Opa Wensien (*1884) jedoch nicht mehr geschafft. Er arbeitete aber bis ins hohe Alter von 80 Jahren noch an leichteren Arbeiten, die für die Schmiede anfielen. Auf dem nachfolgenden Bild ist er zu sehen (2.v.r.):
Dieses Bild wurde von Ingrid Martens zur Verfügung gestellt. Es wurde aufgenommen in den 1960er Jahren als auf dem Hof Martens umgebaut wurde. Darauf zu sehen der Schmied Claus Wensien (2.v.r.)
Ein Bild vom Kinderfest (Vogelschießen) im Jahr 1965 auf dem Hofplatz der Schmiede Wensien. Die `Königin´ Magitta Wensien wird mit einem Umzug durch´s Dorf, von zuhause abgeholt. Ihre Mutter gibt dem Lehrer `einen aus´.
Da die Kinder nicht in Beringstedt wohnen, wird das Gebäude nach dem Tod von Frau Wensien verkauft
2005 an Frau Schröder und ihren Lebensgefährten.
2020 steht das Haus mit Nebengebäude zum Verkauf (immo.de)
2021 zieht eine neue Besitzerin ein
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