Der Bahnhofs-Gasthof
Baujahr ca. 1890 -wahrscheinlich früher-
1902 wurde das alte Bahnhofsgebäude abgebrochen (Quelle: Schulchronik Beringstedt, Seite 46). Es stand etwas weiter hinten und dichter an der Bahn.
Auf diesem Bild ist Heinrich Gabriel der Gasthofbetreiber und wohl auch der Besitzer.
Damals gab es hier die für die damalige Zeit typischen Durchfahrten für die Pferdegespanne. Sie dienten zum Umspannen der Pferde, die hier gewechselt wurden, Futter bekamen und sich ausruhen konnten.
Jürgen Sievers
`Jörn Hotel´ genannt hatte in seiner Gaststätte Gästezimmer und vermietete diese an Durchreisende, Vertreter u. ä. Er verdiente sein Geld jedoch hauptsächlich mit der Gastwirtschaft und der außenliegenden Viehwaage. Grog, Köm und Bier sowie kleine Snacks wie Bratkartoffeln und Spiegelei sowie Wurstbrote gehörten zu seinem Angebot.
Das Hauptgeschäft fand er an den Tagen statt, wenn das Vieh von den Händlern: z. B. Wieben, Voss und Wichmann, aufgekauft und Schlacht- bzw. Zuchtvieh am Bahnhof angeliefert wurden. Zu dieser Zeit gab es ein ständiges Kommen und Gehen, da sich auch die Müller, Futtermittelhändler (Johs. Voss, Hans Bock) einfanden um die Kosten für Gerstenschrot, Kleie, Fischmehl und Ölkuchen zu kassieren. Die Gäste sorgten für einen guten Umsatz an Getränken. Später wurde der Verkaufserlös vom Schlachthof errechnet und nach Abzug der Nebenkosten wie Füttern, Tränken, Fracht, Trichinenschau und Desinfektion, auf bargeldlosem Weg über die Spar und Darlehenskasse abgerechnet. Das merkte dann auch der Gastwirt, weil seine Umsätze zurückgingen.
Hinrich Ott *1873 in Maisborstel
verheiratet mit Anna Elsabe, *1873, geb. Martens aus Lütjenwestedt
Der Schlachtermeister Hinrich Ott kaufte die Bahnhofs-Gaststätte und zog mit seiner Frau, den Zwillingen: Jürgen Peter und Elsa Sophie (*1899) nach Beringstedt. Er hatte davor in Schenefeld eine Schlachterei mit Laden betrieben und nun verkauft.
Zu den Zwillingen wurden dann noch die Tochter Margret und der Sohn Hans Jürgen geboren. Jürgen Peter Ott wurde wie sein Vater Schlachter und er heiratete `Ibbe´ Wiebke Wieben aus Todenbüttel. Er hatte dann eine Schlachterei in Hamburg Altona am Rathenaupark. Elsa heiratete den Schlachter Harms und betrieb mit ihm ebenfalls eine Schlachterei in Altona, Mörkenstraße. Später lebte sie bei ihrem Sohn in Dithmarschen.
Jürgen Peter Ott war im 1. Weltkrieg Unteroffizier und diente zusammen mit seinem Vater in der gleichen Einheit. Der Vater allerdings als Landsturmmann. Zum Beginn des 2. Weltkriegs wurde Jürgen Ott sofort wieder eingezogen und lag mit seiner Einheit zunächst im Westen am Westwall und war inzwischen zu Feldwebel aufgestiegen. Vom Kriegsgericht degradiert zum Soldaten, wegen eines Konfliktes mit den Feldjägern, die er mit der Waffe bedroht haben soll, wurde er zum Tode verurteilt durch Erschießen. Die Heeresleitung jedoch begnadigte ihn und er kam bald darauf in ein sogenanntes Bewährungsbataillon an die Front, wo der bald darauf fiel. ´Ibbe`, Wiebke Wieben, führte daraufhin das Geschäft am Rathenauspark allein weiter, bis der Sohn soweit war es zu übernehmen.
1921 machte der MTSV-Hohenwestedt einen Ausflug und als Zwischenstation diente ein Aufenthalt in der Beringstedter Bahnhofs-Gaststätte:
Die Tochter, Margret Ott, heiratete in Beringstedt den Postagenten Johann Ehlers. Dieser wurde dann Ehrenzeichenträger der NSDAP in Rendsburg und stieg zum Post-Sekretär auf.
Einträge in der Dorf- und Schulchronik:
16.12.1930 Am 14. d.M. verlobte sich Hans Ott mit Frieda Sievers.
1931 Am 13.9. war Ernteball bei Gastwirt Ott.
1932 Kreispräsidentenwahl am Sonntag, 13.3.32. Wahllokal bei Gastwirt Ott. Wahlbeteiligung etwa 95%. Ergebnis
Theodor Wüstenberg, Deutschnational 9
Paul v. Hindenburg 61
Adolf Hitler, Nationalsozialist 302
Ernst Thälmann (?), Kommunist 9
Adolf Gustav Wilster (?) 1
Nachmittags 1 Uhr Schulprüfung in Kl. II
Beteiligung der Erwachsenen sehr gut, über 50 Personen
…
……… Saalbau wann ??? nachforschen !!!
Auf dem Saal wurde in den Nachkriegsjahren geturnt. Turn-Väter waren: Hannes Jahn, Walter Illing und Karl Heising. 1956 wurden diese Aktivitäten dann auf den Schulberg verlegt, nachdem dort die Sporthalle (Baracke) aufgebaut wurde.
Hans Jürgen Ott *1904 heiratet Frieda, *1912 geb. Sievers
Sie übernahmen von den Eltern die Gaststätte in Beringstedt. Er kränkelte viel und starb (1961) verhältnismäßig früh.
1938 Am 25. August fand in der Gastwirtschaft von Ott die Prüfung des RLB der Bauernhelferinnen statt. Es nahmen 40 Frauen dran teil. Die Prüfung wurde abgehalten von Dr. Lennert und Frau Alsen. Anschließend fand eine Kaffeetafel statt. (Eintrag in der Dorf- und Schulchronik)
Nach dem Tod des Mannes, bzw. Vaters führten Frieda Ott und ihre Tochter gemeinsam die Gastwirtschaft weiter:
Frauke Feldhusen, geb. Ott, verheiratet mit Max Feldhusen.
Sie und ihr Ehemann legten in Kiel extra eine Prüfung ab, um die auf der Südseite des Gebäudes außen liegende Waage weiter betreiben zu können. Diese Waage wurden bereits vor langer Zeit eingerichtet für das Abwiegen der Waren, die auf dem nördlichen Bahnhofsgelände per LKW oder Traktor mit Anhänger abgeholt wurden. Oder sie wurden ausgeliefert. Beim Ehepaar Käthe, geborene Hadenfeldt, und ihrem Ehemann Christian Rohwer (Pfennigkrug) konnte man Aufträge zur Auslieferung dieser Waren aufgeben. Diese wurden dann mit Pferd und Wagen gebracht. Dazu gehörten: Düngemittel, Holz, Kartoffeln und andere Aussaaten, die über die Bahn hier in Beringstedt angeliefert wurden. Diesen Warenverkehr übernahm später die Raiffeisen-Genossenschaft.
Frieda Ott heiratet Hans Karstens, und zieht mit ihrem 2. Ehemann in das Haus Harms, Birkenweg 12.
Die Gaststätte wird verpachtet an Uwe und Annelie Peters
Und dann verkauft an von der Mühlen Die neuen Besitzer blieben jedoch nur kurz in Beringstedt, ca. 2-3 Jahre.
Nächster Besitzer wird Wilfried Quednau
Der Gaststättenbetrieb ist zu dieser Zeit bereits aufgegeben worden und es erfolgt nach und nach ein Umbau. Neben der privaten Wohnung entstehen Mietwohnungen. Die Post hat hier Räume gemietet und eine Filiale eingerichtet und ein A&O Laden (J. Pikowski) wird hier für einige Zeit eingerichtet. Diese werden später ebenfalls zu Wohnungen umgebaut.
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