Schulberg 6
Diese Bilder wurden 2020 von Waltraud Küpers zur Verfügung gestellt.
Bis zum Hausbau im Jahr 1913 war diese Landfläche unbebaut und gehörte zum Hof Schrum (später Seemann). Der Opa von Claus H. Seemann (Heinrich Schrum) verkaufte seinerzeit dieses Bauland
1913 Maler Früchtenich baute hier ein Haus und bewohnte es bis ca. 1929, dann wurde es verkauft.
- gemäß Eintrag vom 20.1.1929 in der Dorf- und Schulchronik, verkaufte der Bahnarbeiter Liedtke dieses Haus an:
1929 Wilhelm Krogh, *1887 in Seefeld, +1944 beim Bombenangriff in NMS
verheiratet mit Anna Maria *1892 +1966, geb. Reese aus Nienborstel
Kinder: Karoline Elsabe *1918 +1989
Annemarie *1919 Sie wohnte später im Haus nebenan, Schulberg 4, verheiratete Butenschön (Frisör).
Wilfriede *1921 +2000
Erna Helene *1922
In der Dorf- und Schulchronik findet sich folgender Eintrag am 1.5.1929: Der Schuster Schlüter aus Warringholz hat in Kroghs Haus eine Schuhmacherei eröffnet. Desweiteren findet sich ein Eintrag am 18.2.1930: Der Schuhmacher Reimer Schlüter, der bis jetzt bei Krogh eine Stube im Kellergeschoß gemietet hatte, verlagert seine Werkstatt nach Hans Rubien.
1934 schrieb die 3. Tochter Wilfriede mit 13 Jahren folgende Lebensläufe ihrer Eltern:
Die obigen Texte, über das Leben ihrer Großeltern, hat Waltraud Küpers im Jahr 2020 übersetzt aus dem Süterlin in die lateinische Schrift. Er lautet:
Mein Vaters Lebenslauf 1934
Mein Vater wurde am 20.03.1887 in Seefeld geboren. In dem jetzigen Münz-schen Hause. Am 1.4.1888 zogen seine Eltern nach Hanerau. Mit vier Jahren kam er in die Volksschule in Hanerau bei dem alten Lehrer Horn.
Mit 5 Jahren mußte er die Schule wegen Neubesetzung der Lehrerstelle verlassen. Bus zu ungefähr 6 Jahren von 1894 an wohnten dann seine Eltern in Hademarschen. Sein Vater hieß Andreas Krogh, seine Mutter Elsabe Evers. Er heißt Wilhelm. Er ging dann in Hademarschen zur Schule. Im Jahre 1902 wurde er dann konfirmiert. In seiner Schulzeit baute er Schiffe mit Maschinen, Saugpumpen, Druckpumpen, Feuerwehrspritzen und machte Schnitzereien.
Vom 12. bis zum 16 ½. Lebensjahr diente er beim Bauern. Hat dann später Schuhmacher gelernt. Als Trimmer zur See gefahren nach Holland, England, Algier, Tunis, Messina auf Sizilien, Triest in Österreich, Fiume in Ungarn, Venedig, Arkona und Bari in Italien. Er sah auch den feuerspeienden Berg Ätna qualmen. Auch große Erdrutsche auf griechischen Inseln. An der Küste von Tunis am Mittelmeer sah er Fremdenlegionäre. Im Mittelländischen Meer sah er Walfische, Haifische und fliegende Fische, Tümmler hat er auf dem Ozean gesehen.
Später war er Chausseearbeiter, Straßenpflasterer, Teerer, Dachdecker, machte Abbrucharbeiten, war Elektriker, Hoteldiener, war in großen und kleinen Hotels. Er diente bei den schwarzen Husaren in Braunschweig. Im Kriege war er erst bei der Infanterie, dann als Motorradfahrer beim Marinekorps in Flandern.
1917 und 1918 war er in der mechanischen Werkstatt auf der Vulkanwerft in Hamburg als Schleifer, Bohrer an kleinen und großen Bohrmaschinen tätig.
1917 wurde er am 13. Mai verheiratet in Hanerau. Im Dezember 1918 wurde er selbständiger Schumacher bis 1924.
1920 kaufte er sich ein altes Haus in Hanerau, baute dies im Jahre 1921 und 1922 um. Die Zimmererarbeiten sowie die Dacharbeiten machte er selbst.
Am 2.8.24 fiel ihm morgens um 4 Uhr eine eiserne Harke in den Hinterkopf, schlug mit seiner Spitze die Schädeldecke durch und brachte ihm eine 6wöchige Geisteskrankheit. Danach hat er bis jetzt Fischhandel betrieben. Das Haus in Hanerau hat er verkauft und hat sich in Beringstedt im Jahre 1929 wieder angekauft.
Er ist Erfinder und hat deutsches Reichspatent auf Schwungradmagnet sowie D.R:G.M. auf Dachrohrbelag. Er baute eine Flugtretmaschine schon im Jahre 1913. Setzt Kachelöfen und Herde auf. Baut sich jetzt sogar noch im 48. Lebensjahr ein Auto.
Er rettete im Jahre 1904 auf eigene schwere Lebensgefahr bei Beldorf im Kaiser-Wilhelm-Kanal seinen Freund. Rettete später noch einen Knaben lebend und einen Knaben holte er tot aus dem Wasser in Hanerau.
1934 geschrieben von Wilfriede Krogh, die dritte Tochter.
Meine Mutters Lebenslauf 12.12.1934
Meine Mutter ist am 20.12.92 in Nienborstel Kreis Rendsburg geboren. Ihr Vater Max Reese war Landmann. Sie bekam den Namen Anna Maria. Sie ist mit 6 Jahren in die Schule gekommen. Sie mag gerne Handarbeiten. Mit vierzehn Jahren wurde sie in der Kirche in Hohenwestedt konfirmiert. Wie sie 15 Jahre alt war starb ihre Mutter. Sie hieß Karoline Krogmann. Meine Mutter blieb jetzt im Hause und mußte den Hausstand führen. Später ist sie in Stellung gekommen.
Am 13. Mai 1917 wurde sie dann mit meinem Vater Wilhelm Krogh verheiratet. Am 12.6.18 bekam sie dann die 1. Tochter. Sie bekam den Namen Karoline Elsabe. Am 30.11.19 bekam sie dann die 2. Tochter. Sie bekam den Namen Annemarie. Am 23.2.21 wurde dann die dritte Tochter geboren. Das bin ich. Ich bekam den Namen Wilfriede. Am 9.8.22 wurde dann die vierte Tochter geboren und diese bekam den Namen Erna Helene. Im Jahre 1927 starb dann ihr Vater. Sie wird jetzt am 12.12.34 42 Jahre alt.
1934 geschrieben von Wilfriede Krogh, die dritte Tochter.
Wilhelm Krogh im Jahr 1913 (damals noch in Hademarschen wohnend) mit seinem selbstgebauten `Fluggerät´
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Wilhelm Krogh war ein vielbegabter Mensch.
Wie bereits im vorangegangenen Text beschrieben, entwickelte er einen Schwungradmagneten und meldete hierfür am 9. Dez. 1930 ein Patent beim Reichspatentamt in Berlin an. Am 25. August 1931 erhielt er dafür die amtliche Bestätigung.
Ab Anfang der 1930er Jahre verkaufte die Familie hier im Haus Schulberg 6 geräucherten Fisch. Für die Herstellung dieser Ware stand im Keller ein Räucherofen. Mit dem Fahrrad fuhr Herr Krogh über´s Land und verkaufte seinen geräucherten Fisch auch in den umliegenden Dörfern. Seine Töchter mußten ihm hierbei mithelfen. Anfang 1939 gab W. Krogh sein Fischgeschäft auf, weil er ab dann in einer Fabrik in Neumünster arbeitete.
Er sammelte in den 1930er Jahren an verschiedenen Plätzen (Schrottplätze etc.) in der Umgebung alte Teile für ein Auto, HANOMAG. Diese baute er dann, über längere Zeit hinweg, im Keller des Hauses zusammen. Als das Auto fertig und fahrbereit war, schlug er ein Loch in die Kellerwand, um das Auto heraus zu bekommen. Schulkinder von der Schule gegenüber beobachteten diese Aktion und halfen beim Heraustragen des Gefährts.
Diese Geschichte hat Adolf Keller selbst erlebt. Er war damals noch sehr jung, ca. 8/9 Jahre, und erzählte es später der Enkelin von W. Krogh, Waltraut Küpers. Er sagte dann: „Waltraut, jedesmal wenn ich dich sehe, muss ich an die Geschichte mit dem Auto deines Opa´s denken!“ … und dann erzählte er diese Geschichte….
Bild unten: Wilhelm Krogh im Jahr 1935 bei Wartungs- oder Reparaturarbeiten am Beringstedter Windrad, neben dem Wasserturm auf dem Schulberg. Beim zweiten Bild -unten- sieht man auch den zum Windrad gehörenden Wasserturm.
01.09.1935 Beim Windmotor wird ein Automotor eingebaut. Bei Windstille wird jetzt der Motor die Pumpe antreiben. Damit wird die Wassernot in windstillen Zeiten ein Ende finden. (Diese Notiz findet sich in der alten Dorf- und Schulchronik). Hierbei war Herr Krogh maßgeblich beteiligt.
Die älteste Tochter Karoline Elsabe Krogh (kurz Elsa genannt, siehe Bild unten) heiratet im November 1942 Paul Max Küpers *1920. Er starb am 5.4.1945 in Kowno (jetzt Kaunas in Litauen), in russischer Kriegsgefangenschaft.
Bild oben: Die junge Frau Elsa Küpers *1918, im Garten ihrer Eltern. Im Hintergrund ist der alte Wasserturm mit dem Windrad der Wassergenossenschaft Beringstedt zu sehen (aufgenommen ca. 1938/39).
Im Jahr 1944 wurde im Haus Schulberg 6 die Tochter Waltraud geboren.
Im Jahr 1945 kamen viele Heimatvertriebene (Flüchtlinge) aus dem Osten auf dem Bahnhof in Beringstedt an und mußten irgendwie/wo in der Gemeinde untergebracht werden. Im Haus von Anna Krogh und ihrer Tochter `Elsa´ (Karoline Elsabe) Küpers wohnten in dieser Zeit der großen Wohnungsnot:
- Hr. Struck und seine Frau Bertha (in einem Raum im Souterrain, Nordseite), bis Februar 1953
- Frau Bartsch mit 5 Kindern (siehe Bild unten) in einem Zimmer (Souterrain Süd), sowie die Eltern von Frau Bartsch, die Schmidt hießen (sie wohnten später in der Schule). Frau B. heiratete ein 2. mal (Herrn Lehmann) es folgte noch eine Tochter Rosemarie. Sie zogen dann ins Ruhrgebiet, weil es dort bessere Verdienstmöglichkeiten gab.
- 1951 Hinrich Evers
- ab 1952 wohnte hier auch die Familie Hinz: Eltern und 4 Kinder. Sie waren vorher im Haus vom Ehepaar Bruhn (Steinbergstr. 17, später Kurt `Ted´ Meier) untergekommen. Hier im Haus Küpers hatten sie nun zwei Zimmer zur Verfügung und nicht nur eins wie zuvor. 1955 kauften sie das Haus in der Alten Dorfstraße 8 (gegenüber der alten Schule) und zogen dorthin.
- Frau Lemke wohnte auch hier, jedoch erst später als Fam. Hinz 1955 das Haus in der alten Dorfstr. 8 gekaufte hat und dort einzog. Hier hatte zuvor Frau Lemke gewohnt.
Sie tauschten den Wohnsitz.
Die Kinder von Frau Bartsch
aufgenommen im Jahr 1949 oder 50 (Kinderfest in Beringstedt)
Von links: Horst Bartsch Erika (?) Klaus Margot (Beppi genannt) Hildegard (Hilla genannt)
Es kam noch ein weiteres Geschwisterchen dazu (Mädchen Rosemarie, Vater: Lehmann, siehe Bild unten).
Das folgende Bild zu dieser Geschichte wurde von Siegfried Hinz zur Verfügung gestellt. Es zeigt einen Teil der im Haus Küpers untergebrachten Bewohner:
Ein Klassenfoto von Anfang der 1950er Jahre, mit der Lehrerin Frau Gudrun Wächtler
und Waltraud Küpers (2. Reihe 1. Mädchen von links -mit weißem Kragen am Kleid-).
Die Namen der Mitschüler findet man in der Schulchronik bei den jeweiligen Klassenfotos (Anmerkung der Chronistin).
Im Hintergrund ist das Haus der Familie Krogh / Küpers zu sehen.
Diese Fotos wurde im Mai 2020 von Waltraud Küpers für die Chronik zur Verfügung gestellt, ebenso wie folgendes Bild mit Wilma Illing und Lehrer Ehlers. Die Vogelhochzeit, dargestellt von den Schülern und Schülerinnen.
Als `Wiedehopf´ verkleidet = Waltraud Küpers
Bis zu ihrem Tod im Jahr 1989 wohnte Frau Elsabe Küpers allein in ihrem Haus, Schulberg 6. Sie vererbte es an ihre Tochter Waltraud. Weil Waltraud zu dieser Zeit in Husum wohnte, wo sie als Rechtspflegerin beim Gericht arbeitete, vermietet sie das Haus für einige Zeit an die aus Ostdeutschland (DDR) stammende Familie Schmoll (Ehepaar mit 4 Kindern). Sie kamen am Tag nach der Grenzöffnung im Jahr 1989 nach Schleswig-Holstein. Später zogen sie für kurze Zeit in das Haus Saar 35 (früher Maler Sievers, Claudia u. Jörg Stender, dann Fam. Delle) und dann weiter nach Wacken.
Im Rentenalter kommt Waltraud Küpers zurück nach Beringstedt und bewohnt heute das Haus ihrer Eltern und Großeltern. Hier betreibt sie hobbymäßig das Beringstedter Teddy- und Puppenstübchen.
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