Der Ellerrehm
so wird das Waldstück genannt, nordwestlich der Bahnlinie gelegen.
Wenn man hinter dem Raiffeisenturm fast parallel zur Bahnstrecke, den kleinen Fußweg durch den Wald entlang geht, kommt man nach ca. 50 Metern zu einer Stelle wo einst ein Festplatz für die Dorfgemeinschaft war.
Heute (2021) ist kaum mehr zu erkennen, dass hier einst ein Festplatz mitten in der Natur war. Die hier heute wachsenden Kiefern standen damals in der Nachkriegszeit noch nicht hier.
Auf einer erhöhten Stelle im lichten, von alten Bäumen beschattetem Waldstück fand 1953 zu Pfingsten ein Sängerfest statt, veranstaltet vom Beringstedter Männerchor. Hierzu wurden alle Chöre der Umgebung eingeladen. Die anschließende, abendliche Tanzveranstaltung wurde in der Bahnhofsgaststätte Ott und in Schümann´s (später Lenschow´s) Gasthof abgehalten.
Dieses Bild wurde von Waltraut Holm (Saar 36) zur Verfügung gestellt. Auf dem Sängerfest 1953 war sie damals zuständig für´s Kaffekochen, denn sie arbeitete bei der Bahnhofs-Gaststätte Ott:
Links (in weißer Jacke) steht Hannes Jahn (Vater von Erika Wirsching). Er war Kellner in der Gaststätte Ott (heute lebt dort Fam. Quednau). Daneben steht Waltraut Holm, die damals noch Böttcher hieß und unverheiratet war.
Der Weg zum Festplatz wurde zuvor extra hergerichtet indem, mithilfe einiger Bauern im Dorf, auf Wagen Kies/Sand hierhergeschafft, auf dem Weg verteilt und festgewalzt wurde. So konnte man in Festtagskleidung und trockenen Fußes sehr gut hier entlang gehen und auch die Teilnehmer des Festumzugs hatten dann genügend Platz zum Einmarschieren Dieser Festumzug wurde oft begleitet von einer Musikkapelle.
Es gibt zwei Zuwege zu diesem Waldstück vom Mückenhörn/Holsten und vom Saar -Raiffeisenturm- herkommend. Auch ein kleiner Bachlauf, von dem kleinen Teich mit Quelle vom Wischhof südlich der Bahnlinie herkommend, oder Mückenhörn / Holsten. Gleich hinter dem Bahnübergang führt auch hier ein Fußweg in das Waldstück. Ein kleiner Bach fließt hier ebenfalls durch den Wald. Er hat seine Quelle auf der Südseite der Bahnlinie (Wischhof). An der Stelle, wo sich Weg und Bachlauf treffen gibt es eine kleine Brücke. Dort wurde ein Rohr verlegt, das seitlich mit einer kleinen Mauer versehen ist. Diese Mauer wurde von Herrn Henschel hergestellt.
Max Walter Voß (Steinbergstr. 8) hat hierzu auch noch zwei Bilder in seinen Alben gefunden und zur Verfügung gestellt. So z. B. dieses Bild von seinem Opa Hermann Voß. Er war viele Jahre lang Vorsitzender im Chor und wurde auf dieser Veranstaltung, wie auf diesem Bild zu sehen, mit einer Urkunde dafür geehrt.
Ein Bild von 1949 mit dem Ehren-Vorsitzenden des Beringstedter Männergesangvereins.
Dorf- und Schulchronik 1953:
Am 21.6.1953 war das große Sängerfest des Sängerbundes an der Westbahn. Annähernd 400 aktive Sänger und 1000 Besucher wurden gezählt. Das Fest war im Ellerrehm. Es war ein voller Erfolg für unseren Männergesangsverein. Am Morgen war die Kranzniederlegung. Um 13 Uhr folgte der Umzug. Anschließend rollte das reichhaltige Programm aller Vereine ab. Noch bis in die späten Nachtstunden fanden sich die Sänger und Sängerinnen auf 4 Sälen bei Tanz und froher Geselligkeit zusammen. So ein groß angelegtes Fest bei herrlichem Sonnenwetter hatte Beringstedt lange nicht erlebt.
Und 1954 steht folgender Eintrag in der Dorf- und Schulchronik:
Bei schönstem Sonnenwetter war am 6.6. das traditionelle Volksfest im Ellerrehm.
Für die Dorfbewohner war dieses Pfingstfest immer ein großes Ereignis. Bäcker Voß kam mit seinem 3-rädrigen Verkaufswagen hierher und bot Kuchen, Getränke usw. an.
Flohmarkt im Ellerrehm
Auch die Spiele für die Kinder zum Vogelschießen fanden oft hier statt. Fischstechen und Bogenschießen gehörten dazu.
Da die Wohnsituation in der Nachkriegszeit sehr begrenzt war, durch die vielen Flüchtlingsfamilien, die hier im Dorf untergebracht wurden, fand das tägliche Leben, so oft es ging, im Freien statt. Und dieser Platz im Wald war sehr beliebt bei den Beringstedter Bürgern und Neubürgern. Viele Dorfbewohner nutzten diese Stelle im Wald um hier, bei schönem Wetter, ihre meist begrenzte Freizeit zu verbringen. Am Rande stand eine Bank, die gerne als Rastplatz beim Spaziergang genutzt wurde. Fast immer traf man hier auf andere Personen. Auch die Dorfjugend hatte hier einen beliebten Treffplatz. Dies erzählte mir Siegfried Hinz bei einem gemeinsamen Spaziergang im Herbst 2021, nachdem ich ihn gefragt hatte, ob er mir die Stelle zeigen könne, wo einst der Festplatz war.
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