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Friedenstraße 2              

Abgeschrieben aus den Aufzeichnungen im Beringstedter Archiv und ergänzt mit Bildern und Informationen in Zusammenarbeit mit Otto Mehrens, dem heutigen Besitzer (im Jahr 2020):

1602        Lucht                    die Familie wird 1602 zum ersten Mal erwähnt. In diesem Jahr hat Claus Lucht auf Ostermühlen eine Vollhufe. Diese ist wohl später im Hof Ostermühlen                  mit aufgegangen, wie auch die kleineren Stellen von Stickellohe.

                   …

Der Name Lucht geht wohl zurück auf den links und rechts vom Herd der „Groot Deel“ gelegenen Räume, die früher -in de Lucht- genannt wurden. Siehe hierzu das Bild vom alten Bauernhaus der Familie Wendell im Heimatbuch von 1922.

Herd Göät und Hörn

So oder ähnlich sah es wohl damals auch im Wohnbereich auf dem einstigen Hof Lucht aus.

 

1738      Hans Lucht     Besitzer einer Hufe in Beringstedt.

ca. 1740 baute er diese Altenteiler-Kate für seine Eltern:

Alte Kate Mehrens 2

Es wurde wg. Baufälligkeit, ca. 1970 abgerissen, (siehe Rubrik: nicht mehr vorhandene Häuser)

1769      Eggert Lucht  wird als Bauer in Beringstedt in einer Liste des Amtes Rendsburg genannt.       

 

1873    hat Beringstedt 370 Einwohner. Davon hatten 6 den Namen Lucht. Der Hof war zu dieser Zeit schuldenfrei.

 

1882        Hans Lucht          war Mitglied des Kreistages in Rendsburg.

          ... ein altes Bild aus dem Beringstedter Archiv.

Hans Lucht

Er ist verheirate mir Cecilie, geb. Holm aus Beringstedt. 

Kinder von Hans Lucht:

Hans, Eggert und Lena bewirtschaften später zusammen den Hof. Sie blieben alle drei ledig, weil sonst die Hofstelle hätte geteilt werden müssen (wegen der Erbschaftsanteile). Sie hatten keine Nachkommen, obwohl Hans ein uneheliches Kind in Puls gehabt haben soll. Hierüber wurde im Hause Lucht jedoch nie gesprochen.

1896      wird der Hof durch ein Feuer völlig vernichtet.

Das Haupthaus wurde wiederaufgebaut, größer und geräumiger als bisher und mit einem festen Dach. Der Eingang zur Straßenseite wurde mit Säulen verziert und bis zur Straße führt ein langer Fußsteig gesäumt mit einer Buchsbaumhecke (die auch heute noch -2020- vom Besitzer gehegt und gepflegt wird!)

                                                  

Luftbild Hof Mehrens 2   IMG 20200414 WA0000 2

Das linke Bild entstand nach 1955, weil das neue Altenteilerhaus bereits hier steht. Das rechte Bild wurde in den 1970ern aufgenommen.

1908     umfaßt der Hof Lucht 84 Hektar und 900 Ar. Er ist zu dieser Zeit der drittgrößte Hof in Beringstedt.

                  

Hans Lucht         war zuständig für die Pferde und andere Haustiere. Er war auch viele Jahre der Halter des Gemeinde-Stieres. Als Hobby betrieb er eine kleine Imkerei.

                                In einer Auflistung steht zu lesen, daß die Geschwister folgende Tiere besaßen:                                                                                                          

                                5 Pferde, 16 Kühe, 5 Jungvieh, 2 Schafe, 7 Schweine        -Leider fehlt bei dieser Auflistung ein Datum-

Eggert Lucht       war zuständig für die Landwirtschaft, Saat, Ernte, Wälder, Wiesen und Moore.

                         … In einem Schulaufsatz von 1926 steht geschrieben, dass Eggert Lucht am 22. Juli 1925 verstarb.

Lena Lucht          war zuständig für Haus und Garten.

Die Geschwister waren generös gegenüber dem Dienstpersonal. Knechte und Mägde blieben gern länger auf diesem Hof. Auch auf die Dorfjugend hatte er eine große Anziehungskraft, wohl weil keine eigenen Kinder vorhanden waren. Der Onkel von Otto Bolln (dem Verfasser dieses Berichtes) Claus Sievers, ist hier praktisch groß geworden. Er lernte den Umgang mit Pferden und wurde nach dem Tod seines Vaters, Jürgen Sievers, herrschaftlicher Kutscher in Hamburg. Auch der ältere Bruder von O. B., Hans Bolln, blieb dem Hof Lucht während seiner ganzen Jugend und darüber hinaus eng verbunden. Ebenso der jüngere Bruder Jürgen Bolln war auf dem Hof als Hütejunge zusammen mit Heinrich Pahl tätig. Er verlor durch einen tragischen Unfall sein linkes Auge. Bruder Willy war während seiner Schulzeit auch gerne dort.

Der Hof Lucht hatte ausgedehnte Äcker, Weiden, Wiesen, Moore und Waldbesitz im Wulfskrooch. Die Äcker verteilten sich auf den Fluren Saar, Schwienskamp, Holsten, Seegen, Lehmhoop, dazu Wiesen an der Fuhlenau und auf Groot Wisch.

Das Elternhaus von Otto Bolln (Mückenhörn, heute Eggert Illing), verband noch ein ganz besonderer Umstand mit der Familie Lucht. Sie durften, jährlich wechselnd, ein Stück Ackerland mit Kartoffeln bestellen. Das Stück wurde gedüngt und gepflügt von E. Lucht, pflanzen, hacken und häufeln mußten sie selbst besorgen. Als Entgeld dafür half seine Mutter bei der arbeitsreichen Heu-, Korn- und Kartoffelernte zeitweise mit. Sie wurde während dieser Arbeit verköstigt und bekam dann noch die Reste von den Mahlzeiten mit nach Hause für ihre Kinder. Diese waren sehr willkommen, denn sonst gab es kaum „bunten Mehlbeutel“ oder „Rindfleischsuppe mit buntem Reis“ im Hause Bolln.

Der Kartoffel-Anbau hatte folgenden Zusammenhang:

Unser eigenes Ackerland vor der Haustür war für den Kartoffelanbau nicht geeignet und die damals gängigen, begehrten Kartoffelsorten, wie Magnum Bonum, Malta und die sehr begehrten Eierkartoffeln gediehen auf unseren eigenen Boden nicht. Die Sorten verlangten leichten Sandboden und den bekamen wir von den Luchts zugewiesen. Wenn das Glück im Spiel war, konnten wir hier Kartoffeln über den eigenen Bedarf hinaus ernten und diese Eierkartoffeln, gelbfleischig, festkochend und wohlschmeckend waren sehr begehrt und wurden damals verhältnismäßig gut bezahlt.

Die jungen, freiwilligen Helfer auf dem Hof Lucht verrichteten die ihnen übertragenen Arbeiten selbstständig und eigenverantwortlich. Sie wurde hierfür viel gelobt und machten diese wohl gerade deshalb gern. Auch bekamen sie immer gut und reichlich Essen, jedoch keinen festen Lohn.

Die Geschwister Lucht wurden sehr alt und starben hochbetagt. Da sie keine Kinder hatten, geht der Besitz über an

Eggert Mehrens     *1882 +1964 aus Bargfeld, verheiratet mit Gretchen, *1880 +1974, geborene Holm (vom Hof Holm in der alten Dorfstraße, später Kröger, dann Breiholz. Ihr Vater                                             Hinrich Holm war mit Anna, geborene Lucht, verheiratet)

                                   Kinder: Hinrich, Klaus, Otto, Anne und Luise          

                                       

-Einschulungsbild vom Sohn Hinrich Mehrens (dem späteren Hoferben) im Jahr 1921-

Schulbild von 1921

Hinrich Mehrens                *1914 +1985, verheiratet mit Käthe, *1926 + 2006, geb. Lindemann.                                 

                                                  Sie haben 3 Kinder: Otto *1951, Karin *1954 und Klaus *1958

                                                  Der älteste Sohn Otto übernimmt den Hof.     

                                                  Karin heiratet Hans Georg Jokisch, Meldorf.

                                                  Klaus arbeitet bei der Raiffeisenbank-Filiale in Todenbüttel. Er baut ein Haus im Aukamp 10.

 

Für seine Eltern baut Hinrich Mehrens im Jahr 1954 ein neues Altenteilerhaus auf der linken Seite vom Haupthaus, Friedenstraße 6.

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Feier bei Lenschow   Hinrich Mehrens

 ... auf einer Feier in den 1960ern bei "Lenschow" (Gastwirtschaft) 3.v.l. und auf der Leiter: beim Straßenfest 1982 -Friedenstraße-

 

 

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