Die Ziegelei von Beringstedt

 

Im Jahr 1908 wird eine Ziegelei in Beringstedt erwähnt. Sie wurde im Jahr 1921 abgebrochen. Der Standort dieser Ziegelei war im Ziegeleiweg, wenn man Richtung Ostermühlen fährt und dann rechts abbiegt.

Hierzu gibt es folgende Geschichte zu erzählen, gemäß eines Schulaufsatzes einer Beringstedter Schülerin:

Da nun der Großvater von Jürgen Hadenfeldt (*1857) weiter östlich des Tongeländes von Beringstedt, in dem Gelände wo später die Ziegelei bebaut wurde, beim Mergelgraben war, stieß er auf etwas Hartes. Diese Erdmasse färbte sich beim Trocknen weiß. Mit dieser Masse hat man damals die Schwibbögen und Feuerstellen ausgeschmiert. Bei den Bohrungen wurde nun festgestellt, dass diese Masse keine Kreide sondern der beste Pfeifenton sei. Es wurde von Sachkundigen Fachleuten vorgeschlagen Brennproben und Glasurprobe zu machen. Es sind dann feine Kacheln und sonstige Töpferwaren daraus hergestellt worden. Solche wurden gemacht in der Kunsttöpferei Schleswig, in der kaiserlichen Majolik in Cadinen bei Elbing, in der Haustöpferei zu Tellingstedt und in der Dampfziegelei zu Brunsbüttelkoog. Das Ergebnis daraus war außergewöhnlich gut. Dann kam ein Herr Brand und Co., Lachville Street, aus Manchester (England). Dieser ließ das Gelände abbohren und wollte es kaufen um eine Dampfziegelei nebst Tonwarenfabrik anzulegen. Wegen Beeinflussung des südafrikanischen Krieges wurde nichts daraus.

Im Jahr 1902 wurde von Fachleuten geraten, selbst eine Ziegelei anzulegen. Darauf wurde dann eingegangen. Schon im Sommer desselben Jahres wurden die Arbeiten beim Brennofen begonnen und bereits im September die ersten Lehmsteine angefertigt.

Dann im nächsten Jahr, im Juni, wurde der Ofen in Betrieb genommen und die ersten gebrannten Mauersteine hergestellt. Im Laufe des Sommers wurden sämtliche Trockenschuppen gebaut und im August und September das Wohnhaus. So war in einem Jahr die Ziegelei fix und fertig. Die Ziegelei bestand aus:

                         Brennofen,

                         dem 25 mtr hohen Schornstein,

                         Umbau des Brennofens und Kohlenschuppen,

                         2 Trockenschuppen für Mauersteine,

                         1 Trockenschuppen für Drainröhren,

                         Schuppen für Lehmmühl,

                         eine Lehmmühle,

                         Wohnhaus,

                         3 Floren oder Pött  ??? zur Zubereitung des Tons oder Lehms,

                         1 Knetwagen,

                         2 Röhrenpressen,

                         10-12 Streichformen für Mauersteine,

                         4 Loweis oder Wagen für Lehmtransport,

                         3,5 mtr Gleisen,

                         5 Steinkarren,

                         1 Kohlenkarren,

                         2 Schürstangen für die Feuerung,

                         1 Stange zum Heben für die Deckel der Heizlöcher

Der Brennofen hatte 8 Kammern. Er war ein sogenannter Zickzackringofen. Jede Kammer faßte ungefähr 5-6000 Mauersteine und hatte 10 Heiz- oder Schürlöcher. Hier wurden die Kohlen hineingeschüttet. Jede Kammer hatte ein Aus- und Einschiebetor. Dieses wurde, wenn die Kammern mit rohen ungebrannten Steinen vollgepackt war, mit Mauersteinen zugesetzt und mit Lehm verschmiert. Zwischen den Kammern kam ein Schieber aus starkem Papier um den Zug abzusperren. Der Schieber wurde später beim Vorfeuer durchgebrannt. In 2 mal 24 Stunden war eine Kammer bebrannt. Der Ofen war von Mitte Juni bis November fortlaufend in Glut. Das Brennen erforderte ungefähr 12 Eisenbahnwaggon Kohlen. Der große Teil der Kohlen kam aus England. Die Steine und Röhren wurden in der hiesigen Umgebung verkauft. Die Ziegelei war mit Ziegeln und Blech gedeckt. Das Wohnhaus hatte eine Wohnstube, Schlafzimmer, Flur, Küche, Keller für den Meister und auch Unterkunft für die Arbeiter. Diese zogen später in den Krieg, um für das Vaterland zu kämpfen. Dieselben Arbeiter sind dann nicht zurückgekehrt, sondern als tapfere Verteidiger des Vaterlandes gestorben. Selbst der Sohn von J. Hadenfeldt hat sein Leben lassen müssen. Die Ziegelei hat dann von 1914 bis 1920 geruht. Da dann aber keine Aussicht war, den Betrieb wieder aufzunehmen auf eigenes Risiko und der Sohn doch gefallen ist, der 1916 die Ziegelei übernehmen sollte, ist alles bis auf das Wohnhaus und den Schornstein niedergerissen und besonders gut verwertet. Die einzelnen Teile der Ziegelei sind öffentlich verkauft worden. Einen Trockenschuppen kaufte Rauh aus Hademarschen. Einer wurde von Kock aus Maisborstel gekauft und einer von Theede aus Osterstedt. In der selben Zeit brannte das Gewese von Theede ab. Beim Wiederaufbau des Hauses sind Materialien der Ziegelei dabei verwendet worden. Die Bedachung des Brennofens kaufe H. Kühl aus Beringstedt. Die Gebäude auf beiden Seiten des Brennofens wurden von Tank aus Puls und Voß aus Reher gekauft. Der Brennofen und Schornstein wurde von H. Ewers, Beringstedt, für 6200 M gekauft. Die Steine und Bröckel des Brennofens wurden in der Umgebung verwendet. Der Schornstein steht noch und ist im Besitz von H. Ewers.

Es ist an einem schulfreien Nachmittag. Die Sonne versteckt sich ab und zu hinter den Wolken, da wandere ich einmal mit meinem Notizbuch nach der Ziegelei. Sie liegt ungefähr 20-25 Minuten vom Dorf entfernt. Der 25 m hohe Schornstein guckt neugierig über den fast kahlen Wald. Der Wind säuselt in den dürren Blättern. Vor dem Wohnhaus ist ein grüner Weideplatz. Die Hühner suchen sich auf der Koppel und im nahen Walde ihre notdürftige Nahrung. Vor dem Haus ist ein kleiner Brunnen. Etwa 30-40 Schritte vom Wohnhaus steht der Schornstein. Dieser allein deutet auf die frühere Ziegelei hin. Alles andere ist verschwunden. Früher ist hier alles belebt gewesen. Die Arbeiter sind mit ihren Karren aus- und eingefahren. Jetzt ist alles ruhig und still. Kein Ziegeleiarbeiter ist zu sehen noch zu hören. Das Wohnhaus ist jetzt zu einer Mietswohnung geworden. Sie wird von 2 Familien bewohnt. Etwas Abseits liegt ein Stall. Dahinter ist ein großes Wasserloch. Der Schornstein liegt etwas tiefer als das Wohnhaus. Neben dem Schornstein liegt ein großer Haufen Feldsteine und Reste von alten Ziegelsteinen. Die Weiden im Grund sind sehr uneben. In der Nähe der Ziegelei liegt der Mühlenteich. Nachdem ich mir dieses angesehen habe, gehe ich wieder nach Hause. Wäre der Weltkrieg nicht gekommen, hätte die Ziegelei vielleicht jetzt noch in hoher Blüte gestanden.

Bemerkung: Die Geschichte hat mit Herr J. Hadenfeldt angegeben.

Später hinzugefügt wurde der Name: Alma (evtl.) Heesch leider schlecht lesbar, da nur eine Kopie vom Original vorliegt.

Dieser Bericht wurde von Frau Gertrud Keller im Winter 2017/18 aus der alten deutschen Schrift übersetzt und von mir abgetippt (Febr.2018 / R. Bokelmann).

Nur noch der Name Ziegeleiweg erinnert daran, das hier einmal dieses Werk gestanden hat. 

Standort Ziegelei